Bangladesch: 50 Textilfabriken wegen Protesten geschlossen

Bangladesch: 50 Textilfabriken wegen Protesten geschlossen

Frankfurt a.M. (epd). In Bangladesch haben Proteste von Arbeiterinnen und Arbeiter des Textilsektors zahlreiche Fabriken lahmgelegt. In Gebieten nördlich der Hauptstadt Dhaka seien etwa 50 Fabriken geschlossen geblieben, berichtete die Tageszeitung „Dhaka Tribune“ am Donnerstag. Die Beschäftigten demonstrierten für höhere Löhne, dabei kam es zu Ausschreitungen und Verfolgungsjagden zwischen Polizei und Protestierenden. Zwei Arbeiter und eine Arbeiterin seien in den vergangenen Tagen getötet worden. Zudem seien viele verletzt oder wegen ihres Protests verklagt worden.

Hintergrund für die Proteste ist die Entscheidung der Regierung von Dienstag, den Mindestlohn auf 12.500 Taka pro Monat (rund 106 Euro) festzulegen. Nichtstaatliche Organisationen wie die „Kampagne für saubere Kleidung“ sehen darin einen Hungerlohn, der die Beschäftigten dazu zwinge, exzessive Überstunden zu machen, Kredite aufzunehmen, Mahlzeiten ausfallen zu lassen oder ihre Kinder statt in die Schule zur Arbeit zu schicken. Die Gewerkschaften hatten einen Monatslohn von mindestens 23.000 Taka gefordert. Laut der Kampagne ist dieser Betrag für ein menschenwürdiges Leben in Bangladesch erforderlich. Bangladesch ist eines der wichtigsten Produktionsländer für die internationale Bekleidungsindustrie.

Die Arbeiterinnen und Arbeiter bewarfen laut „Dhaka Tribune“ die Sicherheitskräfte mit Steinen, zerstörten Fabriken und versuchten die Autobahn zwischen der Hauptstadt und der Stadt Tangail im Nordwesten mit Holzstämmen zu verbarrikadieren. Nach Angaben der Tageszeitung gingen örtliche Sicherheitskräfte und die Industriepolizei mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Protestierenden vor. Die Proteste begannen am 23. Oktober und intensivierten sich nach der Verkündung des Mindestlohns.

Auch die deutsche Modebranche lässt ihre Kleidung laut der „Kampagne für saubere Kleidung“ zu einem großen Teil in Bangladesch fertigen. Unter anderem Marken wie C&A, H&M, Primark, Esprit, Tchibo, Zalando und Aldi strebten nach eigenen Angaben existenzsichernde Löhne an. Deshalb forderte die „Kampagne für saubere Kleidung“ sie auf, die Forderung nach einem Mindestlohn von 23.000 Taka öffentlich zu unterstützen. Zurzeit unterstützten nur wenige Marken die Forderung, ein Großteil bliebe untätig, kritisierte die Kampagne.