Frankfurt a.M. (epd). In Myanmar hat eine Rebellen-Koalition die Kreishauptstadt Kawlin im Norden des Landes eingenommen. Wie das Nachrichtenportal „Myanmar Now“ am Dienstag berichtete, übernahmen die bewaffneten Anti-Junta-Gruppen am Montag die vollständige Kontrolle über Kawlin, einen Verwaltungssitz auf Bezirksebene in der Region Sagaing. Demnach ist es das erste Mal, dass bewaffnete Gruppen, die die Militärjunta bekämpfen, eine Kreishauptstadt erobert haben. Mehrere Menschen wurden dem Bericht zufolge getötet.
Laut „Myanmar Now“ handelte es sich um einen breit angelegten, koordinierten Angriff über mehrere Tage. Die Allianz setzte sich dem Nachrichtenportal „Irrawaddy“ zufolge aus Mitgliedern des bewaffneten Flügels der Gegenregierung „NUG“ sowie den Rebellengruppen Kachin Independence Army (KIA), Arakan Army (AA) zusammen. Sie hätten am Freitag Stellungen des Militärs in der gesamten Gemeinde angegriffen.
Am Montag hissten die Junta-Soldaten laut „Myanmar Now“ die weiße Flagge der Kapitulation im Verwaltungsbüro von Kawlin. Nach NUG-Angaben wurden bei den Zusammenstößen sowohl mehrere eigene Kämpfer als auch Einwohner getötet. „Myanmar Now“ berichtete von 20 verletzen oder getöteten Zivilistinnen und Zivilisten sowie mehr als 60 Toten und mehreren Gefangenen auf Seiten der Militärjunta.
Das Militär putschte sich im Februar 2021 an die Macht und stürzte die gewählte Regierung um Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Seitdem hat sich in vielen Regionen des Landes massiver Widerstand gebildet, unter anderem durch die NUG, der auch Mitglieder der gestürzten Regierung angehören, und ethnischen Gruppen. Die Junta geht brutal dagegen vor. Laut der Gefangenen-Hilfsorganisation AAPP wurden mindestens 4.74 Menschen von der Junta ermordet. Mehr als 25.379 Personen wurden verhaftet, von denen die meisten weiterhin hinter Gittern sitzen.