Nairobi, Conakry (epd). In Guinea ist am Samstag der ehemalige Diktator Moussa Dadis Camara aus dem Gefängnis ausgebrochen. Wie der französische Auslandssender RFI berichtete, überfielen schwer bewaffnete Männer in den Morgenstunden das Gefängnis in der Hauptstadt Conakry und befreiten neben Camara mindestens zwei weitere ehemalige hochrangige Offiziere. Sie alle sind angeklagt wegen ihrer mutmaßlichen Beteiligung an einem Massaker bei einer Oppositionsveranstaltung, bei dem Sicherheitskräfte im September 2009 über 150 Demonstrierende getötet und mehr als 100 Frauen vergewaltigt haben.
Der in Deutschland ausgebildete Camara hatte sich Ende 2008 unblutig an die Macht geputscht, nachdem der jahrzehntelang regierende Despot Lansana Conté gestorben war. Nach dem Massaker an Oppositionellen verlor er seinen Rückhalt in der Bevölkerung und floh nach einem Mordversuch ins Exil, kehrte dann nach Guinea zurück und wurde 2022 festgenommen.
Nach dem Massaker wurden zwar Ermittlungen angestellt. Der Prozess gegen insgesamt elf Verdächtige begann jedoch erst 2022, 13 Jahre nach der Niederschlagung der Proteste. Nachdem sich das Militär 2021 im vergangenen Jahr an die Macht geputscht hatte, versprach der Anführer des Putsches und Interimspräsident Mamadi Doumbouya, das Gerichtsverfahren zum Massaker zu eröffnen und voranzutreiben. Camara und seine Mitangeklagten sollten für die Dauer des Verfahrens in Haft bleiben.