Frankfurt a.M., Islamabad (epd). Tausende afghanische Geflüchtete in Pakistan bewegen sich Medienberichten zufolge vor dem Ende eines Regierungsultimatums in Richtung Afghanistan. An den zwei Grenzübergängen Torkham und Chaman hätten sich lange Schlangen von voll beladenen Lastwagen gebildet, berichtete der pakistanische TV-Sender Dawn am Dienstag. Mehr als 100.000 Afghaninnen und Afghanen hätten seit Anfang Oktober das Land verlassen. Die pakistanische Regierung hat Migranten und Geflüchteten ohne Aufenthaltspapiere eine Frist bis Dienstag gesetzt, um das Land zu verlassen. Andernfalls würden sie inhaftiert und deportiert.
Laut offiziellen Zahlen leben etwa vier Millionen Ausländerinnen und Ausländer in Pakistan. Ein Großteil von ihnen stammt aus Afghanistan. Sie kamen in den Jahrzehnten nach der Invasion durch die Sowjetunion 1979 ins Nachbarland. Etwa 1,7 Millionen von ihnen haben keine gültige Aufenthaltsgenehmigung. Allein seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban 2021 sind pakistanischen Regierungsangaben zufolge bis zu 800.000 Afghaninnen und Afghanen nach Pakistan geflohen. Pakistan zählt zu den größten Aufnahmeländern von Flüchtlingen weltweit.
Die Pakistanische Menschenrechtskommission (HRCP) warnte, das Ultimatum könne eine humanitäre Krise auslösen, und rief die Vereinten Nationen auf, den Schutz der afghanischen Geflüchteten zu gewährleisten. In einem offenen Brief appellierte die Kommission unter anderem an UN-Generalsekretär António Guterres, Pakistan von Zwangsrückführungen abzuhalten. Diese gefährdeten besonders Menschen mit einem erhöhten Risiko wie Frauen, Kinder, ältere und behinderte Menschen und solche, die aufgrund ihres Berufs von den Taliban verfolgt würden.
Innenminister Sarfraz Bugti habe zudem klargemacht, dass auf die Maßnahmen gegen die Menschen ohne gültige Dokumente die Deportation von anerkannten Geflüchteten und Migranten folgen werde, kritisierte die Kommission. Die pakistanische Regierung gehe sogar so weit, prominente Vertreter der Zivilgesellschaft daran zu hindern, ihre Kritik an dieser Politik öffentlich zu äußern.
Die pakistanische Regierung begründet ihren Schritt auch mit Befürchtungen über eine Verschlechterung der Sicherheitslage. Innenminister Bugti machte laut „Dawn“ nach Pakistan eingereiste afghanische Staatsangehörige für viele der zuletzt verübten Selbstmordanschläge verantwortlich.