Berlin, Bogotá (epd). Bei den Regionalwahlen in Kolumbien ist das linksgerichtete Regierungsbündnis unter Präsident Gustavo Petro abgestraft worden. In großen Städten wie der Hauptstadt Bogotá, Cali und Medellín gewannen Oppositionskandidaten. Insgesamt wählten die Kolumbianer landesweit 32 Gouverneure, mehr als 1.100 Bürgermeister und mehr als 12.000 Stadtvertreter. Die Abstimmungen verliefen laut der Nationalen Wahlbehörde größtenteils friedlich.
Zu Zusammenstößen kam es in Gemeinden in den Regionen Cauca und Nariño. 92 Menschen seien festgenommen worden, weil sie offenbar Bestechungsgelder verteilen wollten, teilte die Wahlbehörde mit. Insgesamt gingen 22,4 Millionen Kolumbianer an die Urnen, das entspricht einer Wahlbeteiligung von 57,7 Prozent. Die Sicherheitslage in dem südamerikanischen Land ist hochgradig angespannt.
In einer Videobotschaft beglückwünschte Petro die neuen Amtsinhaber. Er werde die Stimme des Volkes akzeptieren und respektieren, sagte der Präsident. Gleichzeitig betonte er: „Heute war ein Tag des Friedens.“ Die Wahlen seien so ruhig wie seit zehn Jahren nicht mehr verlaufen. In vielen Gebieten Kolumbiens liefern sich bewaffnete Drogenbanden, Paramilitärs und Splittergruppen der Guerilla einen Kampf um die Vorherrschaft im Drogenhandel.
So dominierten im Wahlkampf auch die Themen Sicherheit und Armutsbekämpfung. In Medellín gewann der Konservative Federico „Fico“ Gutiérrez mit 73 Prozent der Stimmen die Bürgermeisterwahl. Auch die Hauptstadt Bogotá hat ein neues Stadtoberhaupt. Hier gewann der liberale Politiker Carlos Fernando Galán mit 59 Prozent der Stimmen. Der Journalist kandidierte bereits bei den Präsidentschaftswahlen 2022 gegen Petro und kam auf den dritten Platz. Sein Vater war ebenfalls Präsidentschaftskandidat und wurde von dem Drogenboss Pablo Escobar ermordet.
Petro zog vor rund 14 Monaten in den Präsidentenpalast mit dem Versprechen ein, das Land zu befrieden. Inzwischen laufen Verhandlungen mit der noch aktiven ELN-Guerilla und der Farc-Splittergruppe Estado Mayor Central. Vor allem in entlegenen Regionen im Nordosten und im Zentrum des Landes sind die bewaffneten Gruppen aktiv.
Dennoch hat sich die Sicherheitslage nicht verbessert. Nach einem aktuellen Kriminalität-Ranking unter 193 Ländern kommt Kolumbien auf den zweiten Platz nach Myanmar. Inzwischen ist Kolumbien auch wieder zum größten Kokainproduzenten weltweit aufgestiegen. Viele Regionen werden von Drogenbanden und Kartellen kontrolliert.
Bei dem seit mehr als 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg in Kolumbien zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst.