"Pussy Riot" beschwert sich beim Presserat

"Pussy Riot" beschwert sich beim Presserat
Die russische Punkband "Pussy Riot" wirft der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" die Missachtung journalistischer Regeln vor. Grünen-Politiker Beck kritisiert, die Zeitung habe russische Propaganda übernommen.

Die russische Punkband "Pussy Riot" hat beim Deutschen Presserat Beschwerde gegen einen Artikel der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" eingelegt. Der Anwalt des Band-Mitglieds Nadeschda Tolokonnikowa wirft in dem Schreiben an den Presserat der Zeitung vor, private Informationen und Gerüchte ungeprüft aus staatsnahen russischen Medien übernommen zu haben. Der Deutsche Presserat bestätigte den Eingang der Beschwerde. Diese sei aber noch nicht inhaltlich geprüft. Die Zeitungsverlag wollte sich mit Verweis auf das laufende Beschwerdeverfahren zunächst nicht äußern.

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In dem Artikel "Pussy Riot - Lady Suppenhuhn", der online am 25. August erschien, heiße es, Tolokonnikowa habe ihr Kind von einem Computertisch fallenlassen. Das unterstelle, dass sie eine schlechte Mutter sei, schreibt ihr Anwalt Mark Feigin. Tolokonnikowa werde in dem Artikel auch der Lüge bezichtigt, ohne dass dies journalistisch nachgeprüft worden sei. Ebenso habe es der Autor versäumt, seiner Mandantin zumindest die Möglichkeit einzuräumen, sich zu äußern, wie es Ziffer 8 des Pressekodexes vorschreibt.

Kreml-Propaganda?

Auch werde seine Mandantin wegen ihrer Mitgliedschaft in der Aktionsgruppe "Wojna" durch einen RAF-Vergleich mit Terroristen gleichgesetzt. "Der Terrorismus-Vergleich ist absurd, irreführend und verleumderisch", sagte Feigin. Die Aktionen der Band seien stets gewaltfrei gewesen.

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Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck, warf der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" Kreml-Nähe vor. "Wer Aktionen des zivilen Ungehorsams gegen die russische Staatsmacht mit Terrorismus in Verbindung bringt, betreibt das Propagandageschäft des Kreml", sagte Beck.

Die drei Musikerinnen der Punkband hatten im Februar mit einem "Punkgebet" in der russisch-orthodoxen Hauptkirche in Moskau gegen Wladimir Putin demonstriert, der damals für das Präsidentenamt kandidierte. Im August waren die Bandmitglieder wegen Rowdytums aus religiösem Hass zu je zwei Jahren Zwangslager verurteilt worden. Das Urteil sorgte international für Empörung. Eine der drei Frauen war in der vergangenen Woche in einem Berufungsverfahren als einziges Band-Mitglied überraschend auf Bewährung freigekommen.