Berlin, Buenos Aires (epd). In Argentinien waren am Sonntag rund 35 Millionen Menschen aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen. Als Favorit gilt der ultrarechte Ökonom Javier Milei, der alle Umfragen vor der Wahl anführte. Milei inszeniert sich als Außenseiter und profitiert von dem Frust der Menschen über die andauernde Wirtschaftskrise in dem südamerikanischen Land. Er verspricht ihnen weniger Steuern und einen schlanken Staatsapparat. Gleichzeitig verharmlost er die Verbrechen der Militärdiktatur in Argentinien (1976-1983).
Neben Milei traten Patricia Bullrich, Kandidatin des konservativen Parteienbündnisses „Juntos por el Cambio“ („Gemeinsam für den Wechse“) und Sergio Massa für das peronistische Bündnis „Unión por la Patria“ („Union für das Vaterland“) an. Beide Politiker hatten schon Regierungs- und Ministerämter inne und gelten als Kandidaten des Establishments. Eine Stichwahl gilt als wahrscheinlich, weil auch Milei voraussichtlich nicht über 50 Prozent der Stimmen kommt.
Der 52-jährige Milei bezeichnet sich selbst als „Anarchokapitalisten“. Er will die Zentralbank abschaffen und den US-Dollar als Währung einführen sowie das Bildungs- und Gesundheitssystem privatisieren. Milei spricht sich für eine Lockerung des Waffenrechts aus und will das hart erkämpfte Recht auf Schwangerschaftsabbruch wieder abschaffen.
Milei, der noch vor ein paar Monaten als Exzentriker belächelt wurde, verspricht der Bevölkerung einen Ausweg aus der schweren Rezession. Er ist den Menschen durch zahlreiche TV-Auftritte bekannt, bei denen er die etablierte Politik beschimpfte.
In der drittgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas liegt die Inflationsrate bei rund 115 Prozent. Das Land hat hohe Schulden beim Internationalen Währungsfonds (IWF). Immer mehr Menschen aus der Mittelschicht sind in die Armut gerutscht, die Armutsquote beträgt rund 40 Prozent.