Braunschweig, Berlin (epd). Die rechtsextreme Szene breitet sich einer Expertin zufolge auch in Natur- und Umweltschutzbewegungen immer weiter aus. „Die Geschichte von Natur und Heimat ist eng mit dem Reichsnaturschutzgesetz von 1935 verbunden, das bis Mitte der 1970er Jahre Bestand in der Bundesrepublik Deutschland hatte“, sagte Ulrike Müller von der in Berlin ansässigen Fachstelle für Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN) am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Darüber hinaus seien 1935 viele Naturschutzgebiete in Deutschland ausgewiesen worden, die bis heute existierten.
„Eine Gefahr besteht darin, dass man das Engagement für den Naturschutz gut findet und über alles andere hinwegsieht“, warnte die Umweltwissenschaftlerin. Studien zeigten, dass viele Menschen zunehmend bereit seien, derartige Kompromisse einzugehen. Das sei erschreckend.
Viele Beispiele zeigten, wie rechtsextremes Gedankengut unter dem Deckmantel des Naturschutzes unterschwellig verbreitet werde, sagte Müller. So gebe es Menschen, die äußerlich zunächst alternativ wirkten, sich im Naturschutz engagierten und deren menschenverachtende Haltung sich erst im näheren Gespräch offenbare. In Sachsen gebe es etwa einen Bioladen, der gezielt gegen verschiedene Religionen und Andersdenkende mobil mache. „Man muss immer hingucken, wer dahintersteht“, betonte Müller.
Für Menschen, die beabsichtigten, sich im Naturschutz zu engagieren, lohne sich ein näherer Blick auf die Organisationen, etwa auf die thematisierten Inhalte und die verwendeten Symbole, empfahl Müller. Mitunter erschließe sich die Haltung einer Organisation aber auch erst durch persönlichen Kontakt. Weiterführende Informationen liefere zudem die Bundeszentrale für politische Bildung und die Fachstelle FARN, die 2017 von den Naturfreunden und der Naturfreundejugend Deutschlands gegründet wurde. Die Einrichtung untersucht die historischen und aktuellen Verbindungen zwischen Natur- und Umweltschutz sowie rechten und völkischen Strömungen.