Nairobi, Monrovia (epd). In Liberia war die Bevölkerung am Dienstag zu Präsidenten- und Parlamentswahlen aufgerufen. Nach übereinstimmenden Berichten lokaler Medien hatten sich schon früh am Morgen viele Menschen vor den Wahlbüros versammelt. Es wurde eine hohe Wahlbeteiligung erwartet. Beobachtermissionen der Europäischen und der Afrikanischen Union waren im Einsatz. An einzelnen Wahlstationen waren nach Angaben der Nachrichtenplattform „Povo News“ am Nachmittag noch immer keine Wahlunterlagen verfügbar.
Amtsinhaber George Weah gab bereits am Morgen seine Stimme ab und erklärte, er sei froh über den sicheren Wahlprozess und hoffe, dass „alle für ihren Favoriten stimmen und alle, egal wer gewinnt, friedlich zusammenleben“. Neben dem amtierenden Präsidenten und Ex-Fußballstar Weah gab es 19 weitere Kandidatinnen und Kandidaten für das höchste Staatsamt. Als Hauptkonkurrenten Weahs galten der ehemalige Vizepräsident Joseph Bokai und der Unternehmer und Philanthrop Alexander Cummings.
Nach seinem Wahlsieg 2017 wollte Weah auf der Regierungszeit seiner Vorgängerin Ellen Johnson Sirleaf aufbauen, die für ihre Arbeit den Friedensnobelpreis bekam. Er versprach, Jobs zu schaffen und in Bildung zu investieren. Kritiker sind aber der Ansicht, er habe keines seiner Versprechen sonderlich gut umgesetzt. Nach Angaben der Weltbank lebt etwa die Hälfte der 5,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner von weniger als zwei Euro am Tag.
Die wirtschaftliche Lage in Liberia ist angespannt. Das Land erholt sich noch immer von den Krisen der vergangenen Jahrzehnte. Bei dem Bürgerkrieg von 1989 bis 2003 kamen 200.000 Menschen ums Leben, Tausende Frauen wurden vergewaltigt, Kinder kämpften als Soldaten. Von 2014 bis 2016 wurde Liberia von der Ebola-Epidemie heimgesucht, bei der 4.000 Menschen starben.
Die Opposition in dem kleinen westafrikanischen Land ist zersplittert. Das UN-Menschenrechtsbüro äußerte sich vor den Wahlen besorgt über mögliche politisch motivierte Gewalt. Rund 2,4 Millionen Menschen waren für die Abstimmung registriert, etwa 500.000 mehr als bei der vergangenen Wahl.