Papst dringt auf Klimaschutz: "Die Welt zerbröckelt"

Papst dringt auf Klimaschutz: "Die Welt zerbröckelt"
Papst Franziskus dringt auf stärkere Bemühungen für den Klimaschutz. Die Menschheit komme ohnehin schon zu spät, um den Klimawandel zu verhindern. Man könne nur noch Schlimmeres verhindern. Es liest sich wie ein Brandbrief an die Weltöffentlichkeit.

Rom (epd). Papst Franziskus hat in einem apostolischen Schreiben mit Vehemenz zum Kampf gegen die Erderwärmung aufgerufen. „Mit der Zeit wird mir klar, dass wir nicht genügend reagieren, während die Welt, die uns umgibt, zerbröckelt und vielleicht vor einem tiefen Einschnitt steht“, heißt es in dem apostolischen Schreiben mit dem Titel „Laudate deum“ („Lobt Gott“), das der Vatikan am Mittwoch veröffentlichte. Es gilt als Fortsetzung der Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ aus dem Jahr 2015.

Franziskus forderte zudem „wirksamere Weltorganisationen“, die mit echter Autorität ausgestattet sein müssten, um die Erfüllung der Klimaziele zu gewährleisten. „Dies würde zu einem Multilateralismus führen, der nicht von wechselnden politischen Umständen oder den Interessen einiger weniger abhängt“, heißt es in dem Schreiben.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sprach in Rom von einem „unüberhörbaren klimapolitischen Weckruf an die ganze Welt“. Es gehe dem Papst um sein „Herzensanliegen“, sagte der Limburger Bischof, der sich zur Bischofssynode in Rom aufhält, die am Mittwochmorgen von Papst Franziskus mit einer Messe auf dem Petersplatz eröffnet wurde. Bis Ende Oktober beraten 365 Bischöfe, Ordensvertreter und Laien - darunter 50 Frauen - über Kirchenreformen. Bätzing sagte, „Laudate deum“ richte sich nicht exklusiv an Christinnen und Christen, sondern an alle Menschen guten Willens, Verantwortung für „das gemeinsame Haus“ wahrzunehmen.

Der Papst schreibt in dem 13 Seiten langen Papier, der menschliche Ursprung des Klimawandels könne nicht mehr bezweifelt werden. „Wir können den enormen Schaden, den wir verursacht haben, nicht mehr aufhalten“, heißt es darin zum Ende des ersten Kapitels, in dem Franziskus die globale Klimakrise mithilfe wissenschaftlicher Zahlen und Erkenntnisse darlegt. „Wir kommen bloß noch rechtzeitig, um noch dramatischere Schäden zu vermeiden.“ Er sehe sich zu dieser Klarstellung gezwungen aufgrund „bestimmter abschätziger und wenig vernünftiger Meinungen“, die es selbst innerhalb der katholischen Kirche gebe, schreibt Franziskus.

Mit Blick auf die UN-Klimakonferenz COP28, die vom 30. November bis 12. Dezember in Dubai tagen wird, appellierte Franziskus in scharfem Ton: „Hören wir endlich auf mit dem unverantwortlichen Spott, der dieses Thema als etwas bloß Ökologisches, 'Grünes', Romantisches darstellt, das oft von wirtschaftlichen Interessen ins Lächerliche gezogen wird. Geben wir endlich zu, dass es sich um ein in vielerlei Hinsicht menschliches und soziales Problem handelt.“

Auf Klimakonferenzen zögen „Aktionen von sogenannten 'radikalisierten' Gruppen“ oft die Aufmerksamkeit auf sich. In Wirklichkeit füllten diese jedoch eine Lücke in der Gesellschaft, die einen gesunden Druck auf die Politik ausüben müsse. Es liege an jeder Familie, zu bedenken, dass die Zukunft ihrer Kinder auf dem Spiel stehe.

Forderungen, so schreibt der Papst, die überall auf der Welt von engagierten Personen aus unterschiedlichsten Ländern kommen, könnten letztlich Druck auf die Machtverhältnisse ausüben. Es sei zu hoffen, dass dies im Hinblick auf die Klimakrise geschehe.