Köln, Gütersloh (epd). Nach Ansicht des Suchtexperte Ulrich Kemper erfüllt die App „Tradar“, mit der digitale Anteile an Fußballspielern einiger Bundesligaclubs gehandelt werden können, die Kriterien des Glücksspiels. Die Glücksspielbehörden der Länder prüften aktuell noch, ob sie die App als Glücksspiel einstufen, sagte der Leiter der Klinik für Suchtmedizin in Gütersloh am Mittwoch der Radiowelle WDR 5.
In der App werde Geld eingesetzt, dabei sei ein Gewinn das Ziel. Ein wesentlicher Faktor dabei sei Glück, etwa ob sich Spieler verletzen und nicht mehr spielen können. Damit sehe er die Kriterien erfüllt, betonte der Suchexperte. „Für uns ist das eindeutig Glücksspiel.“ Eine der Hauptzielgruppen der App sind nach Ansicht des Suchtexperten junge sportaffine Männer, „oft auch Menschen, die gar nicht so viel Geld haben und hoffen, dass sie Einkommen dadurch vermehren können“.
In Deutschland werde ein „Riesenumsatz“ von bis 18 Milliarden Euro pro Jahr mit Sportwetten generiert, betonte Kemper. Diese Marktinteressen sehe er auch als Grund an, warum Kontrollbehörden im Moment „ein bisschen vorsichtig und zögerlich sind“. Der Betreiber von „Tradar“ sieht die App laut einem Bericht der „Sportschau“ als Finanzprodukt, nicht als Glücksspiel an.
Seit dem Sommer arbeiten die Vereine Bayer 04 Leverkusen, VfL Wolfsburg, TSG Hoffenheim und FC Schalke 04 mit der App zusammen. In der App werden mit sogenannten Spieler-Token digitale Anteile an Spielern zum Handeln angeboten.