Osnabrück (epd). Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, ist überzeugt, dass die AfD mit der Umsetzung ihres politischen Programms den eigenen Wählern schaden würde. Die AfD vertrete eine extrem neoliberale Wirtschafts- und Steuerpolitik, die unter anderem Steuersenkungen für Spitzenverdiener bewirken würde, sagte Fratzscher den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse laut Vorabmeldung vom Mittwoch.
So wolle die rechtspopulistische Partei den Solidaritätszuschlag abschaffen, ebenso Vermögensabgaben und Erbschaftssteuern. Das würde Gutverdiener entlasten, jedoch nicht die Menschen ohne großes Vermögen. Vielmehr noch müssten sie „zukünftig wahrscheinlich mehr Steuern zahlen als heute“, da der Staat die fehlenden Steuereinnahmen kompensieren müsste, sagte Fratzscher.
Zudem plane die AfD, das Bürgergeld auf sechs Monate zu begrenzen und anschließend eine Art „Arbeitszwang“ umzusetzen, fügte Fratzscher hinzu: „All dies würde vor allem Menschen mit geringen Einkommen sowie Arbeitslose hart treffen“, aus denen ein großer Teil der AfD-Wählerschaft bestehe. Durch die Umsetzung einer Abschottungspolitik würden Unternehmen durch den Fachkräftemangel vermehrt Insolvenz anmelden müssen. Auch soziale Sicherungssysteme wie die Rente wären ohne Zuwanderung schwieriger zu finanzieren.
Viele AfD-Wähler, die weniger verdienten oder schlechter ausgebildet seien, müssten dafür „einen hohen Preis“ zahlen, sagte Fratzscher. Weshalb diese Menschen trotzdem die AfD wählen, erklärte der DIW-Präsident damit, dass viele ihren gesellschaftlichen Status falsch einschätzten. „Sie sind eben nicht das Volk, sondern eine marginalisierte und sozial verletzliche Gruppe in der Gesellschaft.“