Stuttgart (epd). Ohne die Kirchen wäre das gesellschaftliche Klima in Deutschland nach Ansicht des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) kälter. Für ihn persönlich sei es ganz normal, sich öffentlich zu seinem christlichen Glauben zu bekennen, sagte der Katholik am Donnerstagabend in Stuttgart bei einer Veranstaltung der beiden evangelischen Landeskirchen und beiden katholischen Diözesen im Südwesten.
Mit Blick auf die zurückgehenden Kirchenmitgliederzahlen mahnte der Politiker zur Gelassenheit: „Wir müssen uns klarmachen, dass es vielleicht ganz normal ist, was jetzt stattfindet.“ Sei es früher die Norm gewesen, zur Kirche zu gehören, entscheide das heute jeder für sich. Schwindende Mitgliederzahlen schmälerten die Bedeutung der Kirchen aber nicht. Der Sinn des Christentums sei es, die Gesellschaft wie Sauerteig zu durchsäuern. Dafür sei es unerheblich, wie viele Bürger zur Kirche gehörten, sagte Kretschmann.
In gesamtgesellschaftlichen Debatten wie zum Umgang mit Flüchtlingen, der AfD oder dem Klimaschutz sollten die Kirchen nach Ansicht der Bischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, Heike Springhart, „nicht in die populistische Falle tappen, indem wir zu viel polarisieren“. Als Volkskirche dürfe man nicht sagen: „Wir sind die Guten, und die anderen haben problematische Ansichten“. Mit Blick auf den Klimaschutz sagte Springhart: „Wir haben die Verantwortung, die Erde zu bebauen und zu bewahren. Aber am Ende errettet und erlöst diese Welt ein anderer und nicht wir.“