Berlin, Bogotá (epd). Die kolumbianische Regierung und eine Splittergruppe der ehemaligen Farc-Guerilla haben sich auf Friedensgespräche geeinigt. Am 8. Oktober sollen die Verhandlungen mit der Gruppe Estado Mayor Central (EMC) beginnen, wie Vertreter von Regierung und Rebellen am Dienstagabend (Ortszeit) laut Tageszeitung „El Tiempo“ mitteilten. Zugleich wurde eine zehnmonatige Waffenruhe vereinbart.
Präsident Gustavo Petro, der seit rund einem Jahr im Amt ist, hat die Befriedung Kolumbiens als eine seiner wichtigsten Aufgaben genannt. Er will deshalb mit allen noch aktiven Rebellengruppen Verhandlungen aufnehmen.
EMC ist die größte Splittergruppe der ehemaligen Farc-Guerilla, die sich inzwischen in eine politische Partei umgewandelt hat. Die Gruppe trat nicht dem bereits 2016 geschlossenen Friedensvertrag zwischen Regierung und Farc bei und legte auch nicht die Waffen nieder. Nach eigenen Angaben hat EMC 3.000 Kämpfer. Nach anderen Quellen sind es einige Hundert Kämpfer, die von Néstor Gregorio Vera Fernández, alias Iván Mordisco, angeführt werden. Die Gruppe ist vor allem im Süden und Osten des Landes aktiv. Haupteinnahmequelle soll der Drogenhandel sein.
Die im Friedensvertrag von 2016 vereinbarte Aufarbeitung der Gräuel verläuft schleppend. Kriminelle Banden, paramilitärische Gruppierungen und Rebellen kämpfen zudem weiter in vielen Gebieten um die Vorherrschaft im Drogenhandel. Bei dem seit mehr als 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg in Kolumbien zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst.