Erfurt (epd). Die Aufnahme des jüdisch-mittelalterlichen Erbes in Erfurt in die Liste des Weltkulturerbes wird für die Stadt mit spürbaren Kosten verbunden sein. Erfurt werde mittelfristig ein Welterbezentrum errichten, nannte Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) eine zentrale Verpflichtung für die Stadt durch das Unesco-Komitee. „Für die notwendigen Investitionen hierfür wie auch für weitere Forschungen benötigen wir natürlich Eigen- und auch Fördermittel“, sagte das Stadtoberhaupt. Die einzelnen Schritte auf diesem Weg müssten intensiv besprochen werden. Selbstverständlich müsse dabei auch die breite Öffentlichkeit einbezogen werden.
Trotz dieser finanziellen Belastungen sei Erfurt „überglücklich mit dem Welterbetitel“. Er sei nicht mit Geld aufzuwiegen. Schließlich werbe der Titel weltweit für Erfurt und locke noch mehr Touristen in die Stadt.
Daneben müsse aber auch die wissenschaftliche Untersuchung des jüdischen Erbes in der Stadt fortgesetzt werden. „Es liegt an uns, die nächsten Jahre weiter intensiv zu forschen und die Ergebnisse in die Präsentationen einfließen zu lassen“, sagte Bausewein. Es gebe noch sehr viel zu erforschen. Denn das jüdisch-mittelalterliche Erbe sei in dieser Form auf der Welt einmalig und die Aufgabe werde es sein, dieses Erbe zu bewahren und zu hüten.
Zudem erinnerte Bausewein daran, dass die jüdische Geschichte in der Stadt weit mehr umfasse als nur die drei offiziell zum Welterbe gekürten Gebäude. „In unserer Geschichte gibt es sowohl helle als auch dunkle bis hin zu ganz dunklen Seiten. Das alles muss in seiner Gesamtheit erzählt werden“, erklärte das Stadtoberhaupt mit Blick etwa auf die Gedächtnisstätte Topf und Söhne, in der zur Zeit des Nationalsozialismus die Krematorien für Auschwitz geplant und gebaut wurden. Auch die Haftzellen der Gestapo im Keller des heutigen Thüringer Landtags seien ein solcher Ort. „Der Titel bedeutet für uns einen immerwährenden Auftrag, mehr Licht ins Dunkel zu bringen“, sagte Bausewein.
Die am Sonntag zum Unesco-Weltkulturerbe ernannten jüdisch-mittelalterlichen Stätten in Erfurt umfassen mit der Alten Synagoge, dem Ritualbad und dem „Steinernen Haus“ drei Gebäude aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Sie stehen für die vollständige Infrastruktur einer mittelalterlichen jüdischen Gemeinde.