Naturschutz-Experte fordert Abbau umweltschädlicher Subventionen

Naturschutz-Experte fordert Abbau umweltschädlicher Subventionen
17.09.2023
epd
epd-Gespräch: Susanne Rochholz

Frankfurt a.M. (epd). Der Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), Christof Schenck, vermisst eine Trendwende hin zu mehr Artenschutz. Ein Dreivierteljahr nach dem Abkommen von Montreal zum weltweiten Artenschutz sagte der Träger des Deutschen Umweltpreises 2022 dem Evangelischen Pressedienst (epd), der Artenverlust habe sich „beschleunigt und verschlechtert“. In einem wichtigen Punkt des Montreal-Abkommens gibt es nach seinen Worten „noch keine richtig gute Entwicklung: Das ist der Abbau der umweltschädlichen Subventionen.“

Jahr für Jahr flössen weltweit rund 500 Milliarden US-Dollar an Unterstützung, die letztlich der Umwelt schadeten. In Deutschland seien es 65 Milliarden Euro „und da sehen wir nichts an Abbau“, kritisierte Schenck. Als Beispiele für umweltschädliche Subventionen nannte er den Flugverkehr mit seinem „günstigen Kerosin, die Landwirtschaft, auch das Dienstwagen-Privileg gehört dazu“.

Alle, die diese Subventionen bekämen, müssten sich auf deren Streichung einstellen, denn „die Subventionen kann man ja nicht von heute auf morgen einfach weglassen“. Nötig sei ein „Pfad, wo man sagt, so können wir das reduzieren“. Dieser Pfad sei aber nicht zu sehen, erklärte der Fachmann.

Schenck mahnte außerdem die Ausweisung von Schutzgebieten an. Das Abkommen von Montreal sieht vor, bis 2030 insgesamt 30 Prozent der Erdoberfläche unter Schutz zu stellen. Für Deutschland sieht der ZGF-Geschäftsführer dieses Ziel allerdings als unrealistisch an: „Das ist undenkbar in einem so dicht besiedelten Land.“ Umso wichtiger wäre es aber aus seiner Sicht, andere Ziele anzugehen, „nämlich zehn Prozent streng zu schützen und zwei Prozent Wildnis zu lassen“. Auch solle Deutschland seinen Verpflichtungen international nachkommen, „indem man die besonders artenreichen Tropenregionen stärker unterstützt“.

Der Artenschutz-Experte sprach sich zudem für neue Nationalparks aus: Es gebe weltweit viele Kandidaten dafür, auch in Deutschland. Als nationalparkwürdig und -reif hier zu Lande nannte Schenck den Steigerwald in Bayern oder den ehemaligen Truppenübungsplatz Lieberose in Brandenburg.

Grundsätzlich positiv äußerte sich Schenck über die von der Bundesregierung vorgelegte Biodiversitäts-Strategie: Sie sei „außerordentlich ambitioniert“ und greife viele Punkte aus dem Abkommen von Montreal auf, wenngleich sie „wenig richtig konkrete, bezifferbare, messbare und nachvollziehbare Aktivitäten“ enthalte. Deutschland habe zudem „viel Geld für den natürlichen Klimaschutz wie die Moorwiedervernässung eingestellt“. Moore speicherten Kohlendioxid und „alles, was uns im Moment CO2 reduziert aus der Atmosphäre, ist extrem wichtig“. Zudem fungierten Moore als „Wasser-Rückhaltegebiete sowohl für Flutzeiten als auch für Trockenperioden“: In Trockenzeiten profitiere das umliegende Gebiet von dem gespeicherten Wasser in Form von Verdunstung, bei starkem Regen halte es Wasser zurück. Doch auch in diesem Punkt vermochte Schenck keine Trendumkehr zu erkennen „und das ist fatal“.