Sie werfen der anglikanischen Kirche Solidarität mit den Banken vor. Anlass war der Jahrestag der Errichtung des Occupy-Camps vor der Kirche am 15. Oktober. Dort entrollten Demonstranten in Anspielung auf die Bibel nun ein Banner mit der Aufschrift "Werft die Geldwechsler aus dem Tempel". Gegen 22.30 Uhr britischer Zeit verließen die Frauen nach Angaben der Polizei die Kathedrale freiwillig.
Der Dekan von St. Paul's, David Ison, sagte britischen Medien, er habe gerade die Abendandacht gehalten als sich die vier in weiß gekleideten Frauen an die Kanzel gekettet hätten. Auf ihrer Internetseite zeigte die Occupy-Bewegung Fotos der angeketteten Frauen, eine von ihnen im Rollstuhl. Auf einem Schild waren Namen von Banken und Finanzunternehmen zu lesen, die nach Angaben der Demonstranten die St.-Paul's-Kathedrale finanziell unterstützen.
Dekan Ison erklärte, er bedauere, dass die Gastfreundschaft der Kirche und die tägliche Andacht von den Demonstranten missbraucht worden seien. Er forderte die Aktivisten auf, sich an einen Tisch zu setzen und zu beraten, wie man die geforderten Reformen gemeinsam erreichen könne. Den Weg des Konflikts mit der St.-Paul's-Kathedrale, den manche Protestler eingeschlagen hätten, lehne er ab, sagte der anglikanische Geistliche. An der Aktion waren auch Mitglieder der kapitalismuskritischen Organisation "Christianity Uncut" beteiligt.
Das Occupy-Camp vor der St.-Paul's-Kathedrale war im Februar von der Polizei geräumt worden. Seit Mitte Oktober 2011 hatte die Protestbewegung dort gezeltet, um gegen das Wirtschafts- und Finanzsystem zu demonstrieren. Die Kirchengemeinde sah zunächst davon ab, juristisch gegen die Demonstranten vorzugehen, erteilte dann aber den Behörden die Genehmigung zur Räumung des kircheneigenen Geländes.
Kritiker bemängelten die passive Haltung der anglikanischen Kirche. Sie warfen der Kirche vor, die Demonstranten vor der Kathedrale möglichst schnell loswerden zu wollen, um keine Einnahmeverluste zu riskieren.