Hannover (epd). Angesichts vieler unbesetzter Lehrstellen fordert der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) eine „Bildungswende“. „Bildung als Weg zur Wohlstandsmehrung wurde zu lange mit dem akademischen Weg gleichgesetzt“, sagte ZDH-Präsident Jörg Dittrich dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Samstag). Diese Vorstellung sei noch immer in den Köpfen von Lehrern, Eltern und jungen Menschen. Dittrich zufolge waren zum Start des neuen Ausbildungsjahres Ende August im Handwerk noch mehr als 30.000 Lehrstellen unbesetzt.
Dittrich führt das auf den demografischen Wandel und auf einen zu starken Fokus auf den akademischen Weg zurück. „Die berufliche Bildung wurde vernachlässigt“, kritisierte er. Er pochte darauf, beide Bildungswege gleichwertig zu behandeln: „Wir müssen zunächst erst einmal wieder akademische und berufliche Bildung gleichermaßen wertschätzen.“ Dazu gehöre auch eine gleichwertige Ausstattung der Berufsschulen.
„Es darf nicht sein, dass wir auf der einen Seite eine sanierungsbedürftige Berufsschule haben und auf der anderen Seite einen bestens ausgestatteten Hörsaal“, verdeutlichte Dittrich. Eine positive Entwicklung gibt es seinen Angaben zufolge allerdings bei den Ausbildungsverträgen. Ihre Zahl sei leicht gestiegen. Das sei sicherlich auch Ergebnis der intensiven Nachwuchswerbung im Handwerk. „Zwischen Januar und August 2023 sind 112.231 neue Ausbildungsverhältnisse eingetragen worden und damit 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr“, bilanzierte der Handwerkspräsident.