Berlin (epd). Fast die Hälfte der derzeit rund 22 Millionen Vollzeitbeschäftigten in Deutschland erwartet eine Rente von weniger als 1.500 Euro, wenn sie auf dem derzeitigen Lohnniveau bleiben. Betroffen wären 9,3 Millionen der aktuell Vollzeitbeschäftigten, wie aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine schriftliche Frage der Linksfraktion hervorgeht, über die zuerst das „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Montag) berichtet hatte und die auch dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt.
Die Berechnung bezieht sich den Angaben zufolge auf die Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit für das Jahr 2022. Im vergangenen Jahr war ein Bruttomonatslohn in Höhe von 3.371 Euro bei einer Vollzeitbeschäftigung erforderlich, um auf eine Rente in Höhe von 1.500 Euro zu kommen.
Zum 1. Juli dieses Jahres lag die Schwelle laut Ministerium bereits bei 3.602 Euro brutto im Monat, was einem Stundenlohn von 20,78 Euro entspricht. Für eine künftige monatliche Rente in Höhe von 1.200 Euro ist derzeit rechnerisch ein Stundenlohn von 16,62 Euro bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden über 45 Jahre nötig, für eine Rente in Höhe von 1.300 Euro ein Stundenlohn von 18,01 Euro.
Zwar soll der Mindestlohn zum 1. Januar 2024 von 12 auf 12,41 Euro steigen, aber seine Empfängerinnen und Empfänger sind auch danach noch entfernt von den 16,62 Euro, die nötig sind, um eine Rente von 1.200 Euro zu erreichen. Das Ministerium verweist allerdings darauf, dass die „abstrakte Modellrechnung“ auf einem konstanten Lohnverhältnis basiert. Aus der Höhe des Entgelts eines einzelnen Jahres könne nicht auf die Erwerbskarriere und die Einkommenssituation im Alter geschlossen werden.
Der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, wertet die Zahlen dennoch als Alarmsignal. „Der aktuelle Mindestlohn und die geplanten Erhöhungen der Bundesregierung führen auch nach 45 Jahren Maloche in die Altersarmut“, sagte der dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. Er forderte ein deutlich steigendes Rentenniveau und eine außerordentliche Rentenerhöhung um zehn Prozent.