Bonn (epd). Vor der Sitzung des Welterbekomitees in Riad hat sich die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission Maria Böhmer besorgt über die Situation in der Ukraine geäußert. Sechs Welterbestätten seien ernsthaft bedroht, erklärte Böhmer am Samstag in Bonn. „Besondere Sorge bereitet mir die Situation in der Ukraine, wo Russland seine Angriffe auf die Menschen, das kulturelle Erbe und damit die Identität des Landes bis heute unerbittlich fortsetzt“, erklärte sie.
In Odessa seien im Juli russische Bomben in das Welterbe der Stadt eingeschlagen, sagte Böhmer. Ähnlich sei die Situation in Kiew, in Lwiw und anderen Orten. Sie erhoffe sich von der Sitzung des Welterbekomitees ein „unmissverständliches Signal“. Die Weltgemeinschaft könne nicht länger zusehen, wie Russland die Welterbe-Konvention mit Füßen trete.
Böhmer begrüßte zudem die Bewerbung Erfurts mit seinem mittelalterlich-jüdischen Erbe. Durch die Anerkennung der Unesco würde Erfurt „Teil unseres gemeinsamen Menschheitserbes“. Das führe noch einmal eindrücklich vor Augen, „dass jüdisches Leben seit weit über 1.000 Jahren zu Deutschland gehört und auch in Zukunft gehören wird“. In der mittelalterlichen Altstadt von Erfurt sind einmalige bauliche Zeugnisse der bedeutenden jüdischen Gemeinde aus der Zeit zwischen dem ausgehenden 11. und der Mitte des 14. Jahrhunderts erhalten geblieben.
Das Unesco-Welterbekomitee tagt von Sonntag bis zum 25. September in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Erhaltungszustand eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des Unesco-Welterbes stehen derzeit 1.157 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. 55 davon gelten als bedroht. Deutschland verzeichnet 51 Welterbestätten.