Liste geretteter Juden in Rom entdeckt

Liste geretteter Juden in Rom entdeckt

Rom (epd). In Rom ist eine Liste mit Namen von Personen entdeckt worden, die von der katholischen Kirche vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten geschützt wurden. Das Dokument wurde am Donnerstag bei einer Tagung im „Museo della Shoah“ in Rom der jüdischen Gemeinde präsentiert. Die bislang unveröffentlichte Liste war demnach im Archiv des Päpstlichen Bibelinstituts in Rom gefunden worden.

Auf dem Dokument sind 4.300 Personen vermerkt, 3.600 von ihnen namentlich. Aus einem Vergleich mit im Archiv der Jüdischen Gemeinde Rom aufbewahrten Dokumenten gehe hervor, dass mindestens 3.200 von ihnen Juden waren, erklärten das Päpstliche Bibelinstitut und die jüdische Gemeinde Roms in einer gemeinsamen Mitteilung. Den Angaben zufolge fanden diese Menschen in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges in kirchlichen Häusern in Rom Schutz.

Die Liste wurde von P. Gozzolino Birolo, einem italienischen Jesuiten, zwischen Juni 1944 und dem Frühjahr 1945 erstellt. Bereits 1961 waren eine Auflistung der 100 Frauen- und 55 Männerorden, die in Rom vom Nationalsozialismus verfolgten Personen Schutz gewährt hatten, von dem Historiker Renzo de Felice publiziert worden. Die Dokumente darüber, wer genau gerettet wurde, galten bislang als verschollen.

Um die Privatsphäre der Nachfahren dieser Menschen zu gewährleisten, ist der Zugang zu der nun entdeckten Namensliste eingeschränkt. Eine Gruppe von Historikern der jüdischen Gemeinde, der Päpstlichen Universität Gregoriana und des International Institute for Holocaust Research in Yad Vashem wurde mit der Untersuchung der aufgefundenen Dokumente betraut.

Rom war während des Zweiten Weltkrieges neun Monate lang durch Nazi-Deutschland besetzt - vom 10. September 1943 bis zur Befreiung der Stadt durch die Alliierten am 4. Juni 1944. Zu dieser Zeit lebten in der italienischen Hauptstadt zwischen 10.000 und 15.000 Juden. Ihre Verfolgung führte unter anderem zur Deportation und Ermordung von etwa 2.000 Menschen, unter ihnen hunderte Kinder und Jugendliche.