Hofreiter: Aiwanger inszeniert sich als Opfer

Hofreiter: Aiwanger inszeniert sich als Opfer

Essen, Berlin (epd). Wegen der Affäre um ein antisemitisches Flugblatt hält der Grünen-Politiker Anton Hofreiter den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nicht mehr für tragbar. „Das zentrale Problem am Verhalten von Herrn Aiwanger sind weniger die antisemitischen und zutiefst menschenverachtenden Aussagen, die er damals in seiner Tasche hatte, sondern der heutige Umgang damit“, sagte Hofreiter den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“ (Sonntag). „Statt klar um Entschuldigung zu bitten, tut er so, als wäre er selbst das Opfer.“

Aiwanger versuche, „aus den eigenen Verfehlungen jetzt selbst noch politisches Kapital zu schlagen“, sagte Hofreiter, der Vorsitzender des Europaausschusses im Bundestag ist. Das sei „zutiefst unanständig“. Wenn Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) seinem Stellvertreter Aiwanger „das durchgehen lässt und auf Zeit spielt, wird er seiner Verantwortung als Ministerpräsident nicht gerecht“, erklärte der Grünen-Politiker.

Aiwanger steht wegen eines antisemitischen Flugblatts in der Kritik, das in seiner Schulzeit in seiner Tasche gefunden wurde. Er hat inzwischen 25 Fragen schriftlich beantwortet, die Söder ihm dazu gestellt hat. Fragen und Antworten sind bislang nicht bekannt. Aiwanger selbst sieht sich als Opfer einer „Hexenjagd“. Er sehe nach seinen Antworten „überhaupt keinen Grund für einen Rücktritt oder eine Entlassung“, sagte er der „Bild am Sonntag“.