Ahmadiyya-Bundesvorsitzender: "Wir haben keinen politischen Flügel"

Ahmadiyya-Bundesvorsitzender: "Wir haben keinen politischen Flügel"

Stuttgart (epd). Der Bundesvorsitzende der islamischen Ahmadiyya-Gemeinde, Abdullah Uwe Wagishauser, hat sich von jeder Form von Extremismus distanziert. „Wir haben keinen politischen Flügel und erst recht keinen radikalen“, sagte er am Freitag in Stuttgart zur Eröffnung der Jahreskonferenz anlässlich des 100-jährigen Bestehens der ältesten muslimischen Gemeinschaft in Deutschland.

Er bedauerte es, dass Umfragen zufolge mehr als 50 Prozent der Deutschen Ressentiments gegenüber dem Islam hätten. „Eine gewisse Islamfeindlichkeit ist nach wie vor da“, sagte er. Der Ahmadiyya-Gemeinde gehe es in erster Linie um geistliche Themen.

Zwar hätten im vergangenen Jahr fast eine Million Menschen den beiden großen Kirchen den Rücken gekehrt. „Aber deswegen haben sie nicht das Interesse an Glaubensfragen verloren“, betonte Wagishauser. Die Ahmadiyya-Gemeinschaft in Deutschland habe in den vergangenen Jahren sechs aufgegebene Kirchen gekauft und in Moscheen umgewandelt.

Noch bis Sonntag werden in den Stuttgarter Messehallen rund 50.000 Ahmadiyya-Muslime erwartet. Am Nachmittag wollt das weltweite Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) - so der offizielle Name -, Kalif Hadhrat Mirza Masroor Ahmad, zu den Teilnehmern sprechen. Nach Angaben der Religionsgemeinschaft ist seine Rolle innerhalb der AMJ vergleichbar mit der des Papstes in der römisch-katholischen Kirche.

Die AMJ ist eine islamische Sondergemeinschaft. Sie hat deutschlandweit laut eigenen Angaben rund 55.000 Mitglieder, weltweit sind es Schätzungen zufolge rund zehn Millionen. Gegründet wurde die Ahmadiyya-Gemeinschaft 1889 von Mirza Ghulam Ahmad im damals britisch regierten Indien. Die deutsche Sektion entstand im August 1923 und besitzt inzwischen den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Die Gemeinschaft versteht sich als Reformgemeinde innerhalb des Islams, wird aber von vielen Sunniten und Schiiten nicht als islamisch anerkannt, in Teilen der islamischen Welt sogar verfolgt. Der Grund ist, dass ihr Gründer für sich beanspruchte, der von Mohammed prophezeite Messias zu sein. Außerdem sind dessen Schriften und Offenbarungen neben den islamischen Quellen Koran und Hadithen für seine Anhänger verbindlich.

Kritiker werfen der Gemeinschaft vor, zu konservativ zu sein und Frauen zu unterdrücken. Während der Jahresversammlung in Stuttgart sind Männer und Frauen strikt getrennt: Für Männer ist der Messeingang Ost vorgesehen, für Frauen der Eingang West.