Guatemala entscheidet in Stichwahlen über neues Staatsoberhaupt

Guatemala entscheidet in Stichwahlen über neues Staatsoberhaupt

Berlin, Guatemala-Stadt (epd). In einer Stichwahl wird am Sonntag in Guatemala ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Umfragen zufolge hat der Kandidat der Antikorruptionspartei Movimiento Semilla, Bernardo Arévalo, große Chancen, sich gegen die ursprüngliche Favoritin Sandra Torres von der zentristischen Partei UNE durchsetzen.

Die beiden Kandidaten konnten beim ersten Wahlgang am 25. Juni die meisten Stimmen für sich gewinnen und qualifizierten sich damit für die Stichwahl. Der amtierende Präsident, der Konservative Alejandro Giammattei darf gemäß der Verfassung kein zweites Mal antreten.

Einer von der Tageszeitung „Prensa Libre“ und dem Fernsehsender Guatevisión in Auftrag gegebenen Umfrage zufolge kommt der Linkskandidat Avélaro auf 64,9 Prozent der Stimmen, während Torres 35,1 Prozent für sich verbuchen kann. Im ersten Wahlgang landete der Anwärter der Movimiento Semilla (Samenkornbewegung) hinter der UNE-Kandidatin auf Platz zwei.

Die Movimiento Semilla entstand aus einer Bewegung gegen kriminelle Machenschaften von Politikern, Militärs und Unternehmen. Torres, die bereits zum dritten Mal für das oberste Staatsamt kandidiert, hatte sich als Gattin des früheren Präsidenten Álvaro Colom (2008 - 2012) bei armen Bevölkerungsschichten wegen ihrer Sozialprogramme beliebt gemacht. Mittlerweile verfolgt sie einen konservativen Kurs und eine repressive Sicherheitspolitik.

Konservative Kräfte und Regierungskreise hatten nach dem ersten Wahlgang versucht, Arévalos Teilnahme an der Stichwahl zu verhindern. Auf Drängen von neun Parteien veranlasste das Verfassungsgericht wegen angeblicher Ungereimtheiten eine Neuauszählung der Stimmen des Urnengangs, die aber keine Änderungen des Ergebnisses ergab.