Diakonie-Chef Lilie: Kinderarmut ist teuer

Diakonie-Chef Lilie: Kinderarmut ist teuer

Berlin (epd). Diakonie-Präsident Ulrich Lilie fordert, die geplante Kindergrundsicherung nicht klein zu sparen. Lilie sagte am Freitag in Berlin bei der Vorstellung eines Gutachtens zu den finanziellen Auswirkungen von Kinderarmut und Kindergrundsicherung: „Wer bei den Kindern spart, zahlt später drauf.“

Kinderarmut koste den Staat und damit die Bevölkerung langfristig das Vielfache einer auskömmlichen Existenzsicherung für alle Kinder, erklärte Lilie. Gesunde und gut ausgebildete Kinder hätten deutlich bessere Chancen, als Erwachsene ihren Lebensunterhalt zu verdienen als Kinder, die mit staatlichen Hilfen groß werden.

Der Diakonie-Chef stellte ein Gutachten von DIW Econ, einer Beratungstochter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der Diakonie vor. Danach werden die Kosten der verfestigten Kinderarmut in Deutschland auf jährlich 110 bis 120 Milliarden Euro geschätzt. Das wäre das Zehnfache der von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) anfangs verlangten Summe von zwölf Milliarden Euro jährlich.

Inzwischen hat Paus ihre Forderung auf bis zu sieben Milliarden Euro reduziert. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will die Ausgaben bei zwei Milliarden Euro deckeln. Die beiden Minister verhandeln seit Monaten über einen Kompromiss. Zuletzt brach der Streit anlässlich eines Steuersenkungsprogramms für die Wirtschaft erneut offen aus.

Die Diakonie geht davon aus, dass mindestens 20 Milliarden Euro im Jahr notwendig sind, um die Kinderarmut effektiv zu senken. Der Studie zufolge ist zwischen 2010 und 2021 der Anteil armutsgefährdeter Kinder noch einmal von rund 18 Prozent auf knapp 21 Prozent gestiegen. Im Bevölkerungsdurchschnitt lag die Armutsquote bei rund 16,5 Prozent.

Als armutsgefährdet gilt ein Haushalt, dessen Einkommen niedriger ist als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte. Rund zwei Millionen Kinder beziehen Bürgergeld.