Großröhrsdorf (epd). Die völlig ausgebrannte Großröhrsdorfer Stadtkirche bietet ein Bild der Verwüstung. Eine Woche nach der Katastrophe ist laut polizeilichen Ermittlungen nun klar: Das Feuer wurde gelegt. Verantwortlich dafür sei ein 40-jähriger Mann aus der Umgebung, sagte Kriminaldirektor Raik Schulze von der Polizeidirektion Görlitz am Montag im sächsischen Großröhrsdorf. Dem mutmaßlichen Alleintäter werde schwere Brandstiftung vorgeworfen.
Er habe ein Geständnis abgelegt und sitze seit Samstag in Untersuchungshaft. Zu einem möglichen Tatmotiv sagte Schulze lediglich, der Mann befinde sich „in einer persönlich schwierigen Lebenssituation“.
Laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Görlitz, Peter Terres, stammt der Beschuldigte aus dem Raum Großröhrsdorf. Zwischen ihm und der Kirche gebe es „Zwistigkeiten“. Konkrete Angaben könne er dazu aber noch nicht machen. Der Mann sei kein Schwerkrimineller, jedoch wegen weiterer Straftaten bereits polizeibekannt. Ob er Mitglied der Kirchgemeinde ist, wurde bisher nicht bekannt.
In der Nacht zum 4. August war in der fast 300 Jahre alten Großröhrsdorfer Stadtkirche in der Nähe von Dresden ein Feuer ausgebrochen. Zunächst hatten die Flammen den Dachstuhl erfasst, danach auch den fast 50 Meter hohen Glockenturm und die gesamte historische Innenausstattung der 1736 eingeweihten barocken Kirche. Menschen wurden laut Polizei nicht verletzt.
Die Kirchgemeinde hat angekündigt, das Sakralgebäude wieder aufzubauen. Bis Montagmittag waren auf einem dafür eingerichteten Spendenkonto rund 155.000 Euro eingegangen. Wie ein Wiederaufbau aussehen soll, ist noch nicht klar. Laut der Kirchgemeinde wird dies vor Ort in einem gemeinsamen Prozess zu entwickeln sein.
Der erste Gottesdienst nach dem Brand war am Sonntag auf dem Pfarrhof in Großröhrsdorf gefeiert worden. Ortspfarrer Stefan Schwarzenberg sagte, dass die Kirchgemeinde die neuen Erkenntnisse zu dem Brand erst einmal verarbeiten müsse. Er dankte den zahlreichen Helfern in den Tagen nach dem Brand und für die große Anteilnahme.
Der Staatssekretär im sächsischen Innenministerium, Frank Pfeil (CDU), betonte bei seinem Besuch in Großröhrsdorf, die ausgebrannte Kirche sei ein herber Verlust, nicht nur materiell. Der Brand sei ein „schmerzliches Ereignis für das Gemeinwesen“. Es sei alles getan worden, das Feuer einzudämmen. Einsatzkräfte seien sogar über ein so hochsensibles Gelände wie den Friedhof gefahren.
Dass jetzt nach nur einer Woche ein Tatverdächtiger gefunden wurde, sei ein ganz wichtiges Zeichen, sagte Pfeil. So gebe es „in dieser schmerzlichen Situation zumindest den Trost, die Ursache zu wissen“.
Der Bautzener Landrat Udo Witschas (CDU) bedankte sich für die große Anteilnahme nach dem Kirchenbrand und den schnellen Ermittlungserfolg. „Wenn wir jetzt die Gewissheit haben, dass den Brand ein Mensch wahrscheinlich aus unserer Mitte, aus der Gesellschaft gelegt hat, dann ist das schrecklich und verwerflich.“ Aber die Erkenntnis helfe auch, wieder nach vorn zu schauen. Es könne über Vergebung nur nachgedacht werden, wenn bekannt sei, was geschehen ist.