Berlin (epd). Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hält eine Gebühr für Eltern, die für ihre Kinder wegen Bagatellen die Notfallversorgung in Anspruch nehmen, für schädlich. „Mit Gebühren ökonomischen Druck aufzubauen und so vielleicht Eltern davon abzuhalten, auch in tatsächlichen Notfällen Hilfe zu suchen, kann fatale Folgen haben“, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß am Montag in Berlin. Kinder dürften nicht unter Fehlentwicklungen im Gesundheitssystem leiden. Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, hatte in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag) eine solche Gebühr vorgeschlagen.
„Die Notfallversorgung muss auf Notfälle konzentriert werden und nicht für die Pickel am Po der Kinder, für die die Eltern unter der Woche keine Zeit haben und mit denen man dann am Wochenende beim Notdienst aufschlägt“, erklärte Fischbach. Bei echten Notfällen könnten die Kosten erstattet werden, das ließe sich mit wenig Aufwand umsetzen.
Es sei schade, dass sich die Politik aus Angst vor Gegenwind nicht wirklich an das Thema herantraue, fügte der Pädiater hinzu: „Die knappen Notfall-Ressourcen werden immer und immer wieder von nicht dringend behandlungsbedürftigen Fällen in Anspruch genommen, und damit muss Schluss sein.“
Gaß hingegen wies auf strukturelle Defizite als Ursache für die Inanspruchnahme der Notfallversorgung hin. Lange Wartezeiten bei Kinderärzten führen seinen Worten zufolge dazu, dass Eltern die Notfallambulanzen aufsuchten, obwohl eine Behandlung in einer niedergelassenen Praxis ausreichend wäre. „Solange diese Defizite bestehen, ist jede Diskussion um Strafgebühren fehl am Platz“, sagte Gaß.
Darüber hinaus fehle es vielen Eltern an Kompetenz, um mit einfachen Erkrankungen umzugehen. Hier müsse man aufklären und unterstützen. Neben einer Beratung brauche es auch eine funktionierende Patientensteuerung, um Notfälle von Bagatellen zu unterscheiden und Betroffene in die jeweils geeignete Versorgungsstruktur leiten zu können.