Bad Nenndorf, Hamburg (epd). In den ersten knapp sieben Monaten dieses Jahres sind mindestens 192 Menschen in deutschen Gewässern ertrunken. Das sind 21 Personen weniger als zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr (Stichtag 25. Juli), wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit Sitz in Bad Nenndorf bei Hannover am Donnerstag mitteilte. „Der Sommer macht nun schon eine längere Pause“, erläuterte DLRG-Präsidentin Ute Vogt in Hamburg. Andernfalls läge die Zahl der Ertrunkenen sicher nahe an der des Vorjahres, fügte sie hinzu.
Allein seit Beginn der Badesaison Anfang Mai seien 123 Menschen im Wasser ums Leben gekommen, hieß es. Die weitaus meisten Unfälle ereigneten sich wie schon in der Vergangenheit in nicht bewachten Flüssen und Seen. Dort seien 179 Menschen ertrunken. Das entspreche 93 Prozent aller Fälle. Vor allem die Schifffahrtswege seien „gefährlich und unbedingt zu meiden“, betonte Vogt.
Vier von fünf aller Ertrunkenen sind laut nach der Statistik männlich (79 Prozent). Nahezu jede zweite verunglückte Person (44 Prozent) war älter als 50 Jahre. Acht waren Kinder im Vor- und Grundschulalter.
In der Nord- und Ostsee sind bisher neun Menschen ums Leben gekommen, vier mehr als im Vorjahr. Diese Zahl wäre höher, wenn die dort Aufsicht führenden Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer nicht oftmals eingreifen würden, sagte die Präsidentin. Insgesamt habe die DLRG 1.307 Menschen das Leben gerettet.
Vogt bemängelte, dass an den Küsten die Warnungen der DLRG durch das Setzen der gelben oder roten Flagge nach wie vor häufig nicht beachtet würden. Bei den dort Geretteten handele es sich in der Mehrzahl um Kinder und Jugendliche. Die DLRG-Chefin appellierte an die Eltern, ihre Kinder nicht aus den Augen zu lassen, wenn sie nicht schwimmen könnten. Die Aufsichtspflicht könne nicht an die ehrenamtlichen Retter delegiert werden.
Die Rettungsorganisation befürchtet, dass der Aufenthalt am Wasser künftig unsicherer wird. Der Anteil der Kinder, die nicht schwimmen könnten, sei durch die Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Die Schließung von Schwimmbädern trage dazu bei, dass sich dieser Trend fortsetze. Zudem würden weniger Rettungsschwimmer und weniger Fachkräfte für die Schwimmbäder ausgebildet.