Frankfurt a.M., Niamey (epd). Der Anführer der Putschisten im Niger, General Abdourahamane Tiani, hat die Sanktionen der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas scharf kritisiert. Sie seien „zynisch“, demütigten die Bevölkerung und sollten das Land unregierbar machen, sagte Tiani in einer am Mittwochabend im nationalen Fernsehen ausgestrahlten Rede.
Man weise jeden Versuch zurück, sich in die inneren Angelegenheiten des Landes einzumischen, betonte der General. Zugleich bedankte Tiani sich bei Guinea sowie den Nachbarländern Mali und Burkina Faso für ihre „brüderliche Solidarität“.
Der ehemalige Befehlshaber der Präsidentengarde steht an der Spitze der Militärs, die vergangene Woche die demokratisch gewählte Regierung um Präsident Mohamed Bazoum abgesetzt hatten. Der Staatenbund Ecowas verhängte daraufhin Wirtschaftssanktionen gegen den Sahel-Staat und drohte mit dem Einsatz von Gewalt, sollte Bazoum nicht an die Macht zurückkehren. Zugleich entsandte Ecowas Medienberichten zufolge eine Delegation für Verhandlungen in die nigrische Hauptstadt Niamey.
Auch die Vereinten Nationen, die EU und die Bundesregierung hatten die Machtergreifung der Militärs verurteilt. Die Weltbank kündigte am Mittwoch (Ortszeit) in Washington bis auf Weiteres die Aussetzung der Zahlungen an den Niger an. Die westafrikanischen Staaten Burkina Faso, Mali und Guinea, wo ebenfalls das Militär regiert, hatten hingegen zuletzt ihre Unterstützung für die Putschisten signalisiert.
Der Niger hat etwa 26 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und zählt zu den ärmsten Staaten der Welt. Nach UN-Angaben sind etwa 4,3 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen.