Berlin, São Paulo (epd). Bei Großeinsätzen der Polizei sind in den vergangenen fünf Tagen in ganz Brasilien mindestens 33 Menschen getötet worden. Die Sicherheitskräfte gingen in den Bundesstaaten São Paulo und Bahia im Nordosten des Landes gegen organisierte Banden vor, wie die Behörden am Dienstagabend (Ortszeit) laut Nachrichtenportal „G1“ mitteilten. Der Einsatz gegen Banden von Drogenschmugglern hatte am Freitag begonnen, nachdem ein 30-jähriger Polizist einer Spezialeinheit während einer Patrouille in der Hafenstadt Guaruja im Bundesstaat São Paulo erschossen worden war.
In der Metropolregion Baixada Santista waren Hunderte Polizisten im Einsatz. Nachdem am Dienstag ein Polizist am Rücken getroffen wurde, eskalierte die Situation weiter. Laut dem Gouverneur des Bundesstaats São Paulo, Tarcísio de Freitas, wurden 14 Menschen bei der Polizeiaktion getötet. „Wir sind nicht glücklich über die Konfrontation, aber wir werden uns dem Verbrechen nicht beugen“, sagte de Freitas. Im Bundesstaat Bahia wurden bei Einsätzen in drei verschiedenen Städten 19 Menschen getötet. Die Polizeiaktion soll den Behörden zufolge mindestens 30 Tage dauern.
Laut dem TV-Sender Globo werfen Anwohner der Polizei übermäßigen Gewalteinsatz und Folter von Verdächtigen vor. Demnach wurde auch das Büro des Ombudsmannes der Polizei eingeschaltet, der die Todesfälle überprüfe. Auch de Freitas versprach, mögliche „Übergriffe“ der Polizei zu überprüfen. Brasiliens Justizminister Flávio Dino kritisierte die Aktion und erklärte, die Reaktion der Polizei „erscheint unproportional zu den begangenen Verbrechen“.
Vor allem unter der Regierung des Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro (2029 bis 2023) nahm die Gewalt der Polizei zu. Bolsonaro hatte die Sicherheitsbehörden immer wieder zum Einsatz ihrer Waffen ermuntert.