Kampala, Khartum (epd). Die WHO hat vor einer gravierenden Gesundheitskrise im Sudan gewarnt. Die seit drei Monaten andauernden Kämpfe zwischen der Armee und den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) hätten dazu geführt, dass etwa 3,4 Millionen Menschen vertrieben wurden und medizinische Versorgung bräuchten, sagte der Vertreter der Weltgesundheitsorganisation im Sudan, Nima Abid, bei einem Online-Pressegespräch am Donnerstag. Zugleich seien aber etwa zwei Drittel der medizinischen Einrichtungen in den Kampfgebieten zerstört oder könnten wegen fehlenden Materials und Personals nicht behandeln.
Große Probleme bereite zudem, dass es zu wenig Strom, Treibstoff, Bargeld, Medikamente und sauberes Wasser gebe, sagte der irakische Chirurg. Auch seien die medizinischen Fachkräfte in Gefahr. Allein die WHO hat nach eigenen Angaben 54 Angriffe auf Personal oder medizinische Einrichtungen registriert.
Auch die Gefahr einer Ausbreitung von Infektionskrankheiten steigt Abid zufolge. Derzeit gebe es schätzungsweise 2.000 Masernfälle im Sudan. Auch vor dem Krieg sei die Impfrate nicht sehr hoch gewesen, doch durch die Unterbrechung der Impfkampagnen, steige das Risiko. Ähnlich verhalte es sich mit Krankheiten, die durch Tiere übertragen würden wie Malaria, Dengue-Fieber und Rift-Valley-Fieber. Auch hier seien die Präventionsmaßnahmen wegen der Kämpfe zurückgegangen. Mit der derzeit einsetzenden Regenzeit und fehlender Wassersicherheit sei davon auszugehen, dass es zu erhöhten Krankheitsausbrüchen wie Cholera kommen werde. Vor allem Kinder seien zusätzlich wegen Mangelernährung gefährdet.
Bei dem Machtkampf zwischen Armee und RSF seit Mitte April sind Hunderte Menschen getötet und Hunderttausende vertrieben worden. Zentren des Konflikts sind die Hauptstadt Khartum und die westliche Region Darfur. Vor allem aus der Darfur-Region dringen seitdem immer wieder Informationen über ethnisch motivierte Gräueltaten und Gewalt gegen die Zivilbevölkerung nach außen.