Berlin (epd). Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) befürchtet eine massive Umweltkatastrophe im Wattenmeer, sollte der in der Nordsee vor der niederländischen Insel Ameland brennende Autotransporter „Freemantle Highway“ sinken. In diesem Falle könnten große Mengen Treibstoff und weitere umweltschädliche Schadstoffe aus der Ladung des Frachters das empfindliche Ökosystem der Nordsee großflächig verschmutzen, schrieb die Ministerin am Donnerstag in einem Online-Tagebuch. „Der einzigartige Nationalpark Wattenmeer ist ernsthaft in Gefahr.“
Seit Dienstagnacht versuchen Spezialkräfte unter niederländischer Leitung das Feuer auf dem mit 2.875 Autos beladenen Schiffs zu bekämpfen. Löschtrupps können wegen der großen Hitze nicht an Bord, darum wird der Schiffsrumpf von außen mit Meerwasser gekühlt. Die 23 Besatzungsmitglieder wurden laut dem deutschen Havariekommando in Cuxhaven evakuiert. Nach Auskunft der niederländischen Küstenwache ist ein Besatzungsmitglied ums Leben gekommen.
Das Havariekommando geht derzeit davon aus, dass die Schiffsstruktur von dem Feuer stark beschädigt wird. In der Folge sei es möglich, dass das Schiff sinkt und Schadstoffe freisetzt. Dem Bundesumweltministerium zufolge befinden sich1.600 Tonnen Schweröl und weitere 200 Tonnen Marinediesel an Bord. Hinzu kommen mögliche Tankinhalte der transportierten Fahrzeuge sowie Verbrennungsrückstände und Löschwasser. Abhängig von den Wind- und Strömungsverhältnissen könne nicht ausgeschlossen werden, dass Schadstoffe in Richtung deutscher Gewässer treiben.
Seit 2009 steht das Wattenmeer wegen seiner herausragenden geologischen und ökologischen Bedeutung auf der Unesco-Liste des Welterbes der Menschheit. Es erstreckt sich über eine Länge von rund 500 Kilometern entlang der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste und ist damit das größte Wattsystem der Welt.