Frankfurt a.M., Niamey (epd). Im Sahel-Staat Niger haben Militärs nach eigenen Angaben die gewählte Regierung abgesetzt. Am späten Mittwochabend verkündete eine Gruppe von Soldaten im Rundfunksender RTN die Machtübernahme. Alle Institutionen der Republik seien suspendiert, erklärte Oberst Amadou Abdramane. Den Schritt begründeten die Putschisten mit der Verschlechterung der Sicherheitslage im Niger sowie der wirtschaftlichen und sozialen Situation.
Auch die Grenzen seien bis zur Stabilisierung der Situation geschlossen, sagte Abdramane, der bei der Verlesung der Erklärung von neun weiteren Männern in Uniform umringt war. Zudem gelte bis auf Weiteres eine Ausgangssperre zwischen 22 Uhr und 5 Uhr morgens. Die Militärs sprechen nach eigenen Angaben für einen „Nationalrat für den Schutz des Vaterlandes“ (CNSP).
Bereits am Mittwoch hatte es Berichte über einen Putschversuch in dem Sahel-Staat gegeben, der für westliche Länder ein wichtiger strategischer Partner ist. Mitglieder der Präsidentengarde hatten laut lokalen Medien den Palast von Präsident Mohamed Bazoum blockiert. Zunächst blieb die Lage aber unklar. Noch am Nachmittag erklärte die nigrische Präsidentschaft auf Twitter, dass es dem Staatschef und seiner Familie gut gehe.
Eine Machtergreifung des Militärs könnte die ganze Sahel-Region weiter destabilisieren. Zuletzt kam es auch in den Nachbarländern Mali und Burkina Faso zu Putschen. In Burkina Faso begründeten die Militärs die Absetzung der Regierung ebenfalls mit der sich verschlechternden Sicherheitslage.
Bazoum ist seit 2021 Präsident des Niger. Der Sahel-Staat mit mehr als 26 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Zudem sind zahlreiche islamistische Milizen aktiv, vor allem in der Grenzregion zu Mali und Burkina Faso. Bereits am Mittwoch gab es international Besorgnis über die Berichte über den mutmaßlichen Putsch.