Potsdam (epd). Knapp ein Jahr nach der Umweltkatastrophe an der Oder mit Unmengen toter Fische wird der Zustand des Flusses weiter kritisch gesehen. Derzeit gebe es zwar an den beiden brandenburgischen Messstellen keine Anzeichen für Toxizität, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Potsdam. Hohe Temperaturen und besonders die hohen Salzgehalte im Fluss könnten jedoch erneut eine Ausbreitung der giftigen Goldalge begünstigen. Die Alge gilt als Auslöser des Fischsterbens vom Sommer 2022.
„Die Situation muss nach wie vor kontinuierlich beobachtet werden“, sagte die Ministeriumssprecherin. Spätestens seit Mitte Juli sei als natürliches Sommer-Phänomen eine ansteigende allgemeine Aktivität und Dichte von Algen in der Oder nachweisbar. Ein entscheidender Indikator für eine massenhafte Vermehrung der Goldalge, ein sprunghafter Abfall der Nitratstickstoff-Konzentrationen, sei bislang nicht beobachtet worden. Zum Teil seien jedoch leicht sinkende Werte verzeichnet worden.
Im August 2022 hatte ein massives Fischsterben in der Oder für Entsetzen gesorgt. Die Umweltkatastrophe ging Experten zufolge auf einen extremen Salzgehalt im Fluss zurück, der in Verbindung mit hohen Temperaturen zu einer Massenvermehrung der giftigen Algen geführt hat. Nach Schätzungen des Instituts verendeten bis zu 1.000 Tonnen Fische. Die Oder fließt aus Polen nach Brandenburg.
Das Bundesland hat inzwischen die Kontrolle der Gewässergüte an der Oder verschärft. Dazu wurde Mitte Juli an der ersten deutschen Messstation im Fluss nach der polnischen Grenze in Frankfurt an der Oder ein biologisches Frühwarnsystem in Betrieb genommen. Das sogenannte Daphnientoximeter erfasst Änderungen im Schwimmverhalten von Wasserflöhen. Dies zeigt laut Ministerium an, ob giftige Stoffe im Flusswasser vorhanden sind. Wasserflöhe, die wissenschaftlich als Daphnien bezeichnet werden, waren davor in Brandenburg an der Oder nur in Hohenwutzen im Einsatz.