Bonn (epd). Immer mehr Tiere leiden nach Angaben des Deutschen Tierschutzbunds unter krankhaften Tiersammlern. 73 Fälle von Animal Hoarding mit 4.506 betroffenen Tieren seien dem Verband im vergangenen Jahr bekannt geworden, „so viele Tiere wie noch nie“, teilte die Organisation am Mittwoch in Bonn mit. Damit setze sich der Aufwärtstrend des Jahres 2021 fort.
Die derzeit ohnehin stark belasteten Tierheime könnten die Versorgung der meist völlig verwahrlosten Tiere kaum stemmen, hieß es weiter. Sie gerieten an räumliche, finanzielle und psychische Grenzen. Animal Hoarder sind Menschen, die Tiere in großer Zahl halten, sie aber mit Blick auf Futter, Wasser, Hygiene, Pflege und tierärztliche Versorgung nicht angemessen betreuen.
„Das Leid der gehorteten Tiere ist kaum vorstellbar: Verwahrlost, unterernährt und krank hausen sie auf engem Raum im eigenen Urin und Kot, pflanzen sich unkontrolliert fort - während die Halter üblicherweise gar nicht merken, dass es ihren Tieren schlecht geht und teils sogar immer weitere aufnehmen“, sagte Nina Brakebusch, Animal-Hoarding-Expertin beim Deutschen Tierschutzbund.
Der Trend bereite ihr große Sorge, fügte Brakebusch hinzu: „In vielen Fällen bergen Tierschützer bei Rettungsaktionen auch tote Tiere.“ Sie geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Katzen und kleine Heimtiere seien besonders betroffen.
Der Tierschutzbund fordert eine Heimtierschutzverordnung mit eindeutigen Vorgaben für Zucht und Haltung und verpflichtendem Sachkundenachweis, ein übergreifendes Zentralregister für straffällig gewordene Tierhalter. Nicht zuletzt brauche es die Anerkennung von Animal Hoarding als Krankheitsbild, um den betroffenen Menschen bessere Therapiemöglichkeiten zu bieten.