Gießen (epd). Nach schweren Ausschreitungen von Gegnern des Eritrea-Festivals in Gießen am Samstag ist es im Verlauf des Sonntags ruhig geblieben. Bis nach Mitternacht hätten rund 1.700 Personen an der Veranstaltung in den Hessenhallen teilgenommen, teilte das Polizeipräsidium Mittelhessen mit. Unbeteiligte seien nicht verletzt worden, jedoch habe es zahlreiche Sachbeschädigungen gegeben. Bei den Ausschreitungen wurden 26 Polizeibeamte verletzt und rund 100 Personen in Gewahrsam genommen.
Vertreter der Oppositionsparteien im Hessischen Landtag übten Kritik an dem Sicherheits- und Einsatzkonzept der Veranstaltung und stellen die Zukunft des Festivals infrage. Die innenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Heike Hofmann, sagte, es sei fraglich, ob angesichts der gewalttätigen Auseinandersetzungen die als „Familienfest“ deklarierte Veranstaltung noch einmal stattfinden könne.
Klaus Herrmann, der innenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, forderte ein zukünftiges Verbot des Festivals. Die Gewalttäter müssten so streng wie möglich bestraft und anschließend abgeschoben werden. „Wer den Aufenthalt in unserem Land derart missbraucht, darf kein Bleiberecht haben“, sagte Herrmann.
Am Sonntag war die Polizei in Gießen mit Unterstützung aus Baden-Württemberg, Sachsen und von der Bundespolizei mit mehr als 1.000 Beamtinnen und Beamten im Einsatz. Einige Teilnehmer des Festivals reisten im Tagesverlauf ab. Gegner des eritreischen Regimes halten das Kulturfestival, das vom regierungsnah geltenden Zentralrat der Eritreer in Deutschland veranstaltet wird, für eine Propagandaveranstaltung der eritreischen Regierung.
Gegner des Festivals, das nach einer Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs am Wochenende stattfinden durfte, hatten Polizisten am Samstag mit Stein- und Flaschenwürfen, Schlägen und Rauchbomben massiv angegriffen. Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) kritisierte, Gießen sei „zum Schauplatz eritreischer Konfliktlagen gemacht“ worden. Er forderte die Bundesregierung dazu auf, den Botschafter des ostafrikanischen Landes einzubestellen. Eritreische Konflikte dürften nicht auf deutschem Boden ausgetragen werden, sagte der Minister.
Zu dem Festival waren am Samstag und Sonntag jeweils bis zu 2.500 Besucherinnen und Besucher erwartet worden. Das Ordnungsamt der Stadt Gießen hatte zuvor erfolglos versucht, die Veranstaltung zu verbieten, weil im vergangenen Jahr bei Auseinandersetzungen rund 30 Menschen verletzt worden waren.