Berlin (epd). Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) fordert ein strikteres Vorgehen gegen Gewalt in Partnerschaften. „Gewalttäter dürfen nicht schnell wieder vom Radar verschwinden. Sie müssen nach dem ersten gewaltsamen Übergriff aus der Wohnung verwiesen werden“, sagte Faeser der „Bild am Sonntag“. Jede Betroffene müsse sich vor erneuter Gewalt sicher fühlen können.
Hintergrund ist einem Bericht der Zeitung zufolge ein deutlicher Anstieg häuslicher Gewalt. Die Zahl der registrierten Fälle sei im vergangenen Jahr um 9,4 Prozent auf 157.550 Fälle gestiegen, berichtete „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA). Das entspreche 432 Fällen pro Tag. Das Lagebild „Häusliche Gewalt“ des BKA soll am Dienstag von Bundesinnenministerin Faeser und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) in Berlin vorgestellt werden.
Rund 80 Prozent der Opfer seien Frauen, hieß es weiter. 78 Prozent der Tatverdächtigen seien Männer gewesen. 40 Prozent der Täter seien Ex-Partner, 60 Prozent aktuelle Partner. Im Jahr 2021 waren dem Bericht zufolge 144.044 Fälle häuslicher Gewalt registriert worden.
Auch die Fallzahlen bei Vergewaltigungen, sexueller Nötigung und bei sexuellen Übergriffen stiegen dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr um 20 Prozent. Faeser sagte der Zeitung: „Keine Frau darf sich schämen, Gewalttäter anzuzeigen. Wir müssen helfen, das Schweigen zu brechen.“ Gewalt gegen Frauen sei kein Frauenproblem und dürfe nicht als privates Schicksal abgetan werden.