Gießen (epd). Gegner des Eritrea-Festivals in Gießen haben am Samstagvormittag die Polizei vielfach attackiert und versucht, Absperrungen zu durchbrechen. Es habe massive Angriffe auf Beamte durch Stein- und Flaschenwürfe, Schlägereien und Rauchbomben gegeben, teilte das Polizeipräsidium Mittelhessen mit. Die Polizei habe Schlagstöcke, Pfefferspray und Wasserwerfer einsetzen müssen. Bereits am Morgen hatten Beamte rund 60 Personen in Gewahrsam genommen, die nach Social-Media-Hinweisen einen Angriff auf das Kulturfestival des Vereins „Zentralrat der Eritreer in Deutschland“ vorgehabt hatten. Gegner des eritreischen Regimes halten das Kulturfestival für eine Propagandaveranstaltung der eritreischen Regierung.
Protestierer haben nach Polizeiangaben Gegenstände von einer Brücke geworfen und Rauchbomben entzündet. Am Veranstaltungsort des Eritrea-Festivals, den Hessenhallen, hätten rund 100 Personen den Absperrzaun eingerissen. Seit dem Morgen wehrt die Polizei das Vordringen von Veranstaltungsgegnern zu dem Festival ab. An einem anderen Ort der Stadt seien Autofahrer bedroht und Autos beschädigt worden. Die Polizei habe mehr als 1.000 Beamte aus mehreren Bundesländern und der Bundespolizei zusammengezogen. Zahlen zu Verletzten lägen noch nicht vor.
Das Eritrea-Festival darf nach einer Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs (VGH) an diesem Wochenende stattfinden. Das Ordnungsamt der Stadt hatte die Veranstaltung des Zentralrats der Eritreer in Deutschland zunächst verboten, weil im vergangenen Jahr bei Auseinandersetzungen um die Veranstaltung rund 30 Menschen verletzt wurden. Das Gießener Verwaltungsgericht gab jedoch Eilanträgen des Veranstalters gegen das Verbot statt. Auch die Beschwerden der Stadt beim VGH blieben erfolglos. Der Veranstalter könne für die in den sozialen Medien ausgesprochenen Drohungen nicht verantwortlich gemacht werden, erklärte das Gericht.