Berlin (epd). Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat den ehemaligen Moskauer Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt angesichts von Spionage-Vorwürfen verteidigt. Der langjährige Vorsitzende der Europäischen Rabbinerkonferenz habe sich über viele Jahre um die jüdische Gemeinschaft in Russland verdient gemacht, sagte Klein dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Samstag). Pinchas sei ein hochgeschätzter Partner für viele Regierungen in Europa, „gerade auch wegen seiner wichtigen Beiträge im interreligiösen Dialog“.
Medienberichten zufolge führen die russischen Behörden Goldschmidt seit Kurzem offiziell als „ausländischen Agenten“. Der Oberrabbiner hatte Russland im Frühjahr 2022, zwei Wochen nach Beginn des Ukraine-Kriegs, verlassen. Die Brandmarkung Goldschmidts durch die russische Regierung als „ausländischer Agent“ sei der Versuch einer Diffamierung und eine Reaktion auf die Kritik des Oberrabbiners am russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, unterstrich Klein.
Der Kreml setze mit seiner Ächtung auf einen Mechanismus, der schon oft in der Geschichte zu sehen gewesen sei, sagte Klein. „Jüdinnen und Juden gerate gerade in Zeiten von Krisen und Konflikten immer wieder in den Fokus feindlich gesinnter Mehrheiten.“ Auch in Deutschland sei der russische Angriffskrieg mittlerweile häufig der Hintergrund für antisemitische Vorfälle.