Berlin, Düsseldorf (epd). Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant ein Rauchverbot im Auto, wenn darin auch Minderjährige und Schwangere sitzen. Das geht aus dem Referentenentwurf zur Cannabis-Legalisierung hervor, der auch eine Änderung des Nichtraucherschutzgesetzes vorsieht. Lauterbach twitterte am Freitag, Kinder und Schwangere bräuchten einen besseren Schutz. Ein Rauchverbot im Auto, wenn sie mitführen, „ist ein Muss“. Das Deutsche Kinderhilfswerk begrüßte die Initiative, CDU und CSU lehnen ein Rauchverbot ab. Zuerst hatte das „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Freitag) berichtet.
Ungeborene und Minderjährige könnten sich dem Passivrauchen nicht entziehen, heißt es zur Begründung im Gesetzentwurf. Ihre Gesundheit sei besonders gefährdet. „Bereits beim Rauchen einer Zigarette steigt die Konzentration der Tabakrauchpartikel im Fahrzeug rapide an“, heißt es im Gesetzentwurf weiter. Das Rauchverbot soll für Tabakzigaretten, E-Zigaretten, erhitzte Tabakprodukte und Cannabis gelten.
Lauterbachs Sprecher Hanno Kauz sagte am Freitag in Berlin, der Gesetzentwurf solle noch in der Sommerpause im Kabinett beraten werden. Er sei bereits mit den anderen Ressorts innerhalb der Regierung abgestimmt und befinde sich nun in der Verbändeanhörung.
Das Einatmen von Tabakrauch könne wie das aktive Rauchen schwere Erkrankungen auslösen, heißt es im Gesetzentwurf weiter. „Rauchen ist der bedeutendste Risikofaktor für Krebserkrankungen. Nach gesicherter Studienlage verursacht auch das Passivrauchen viele schwere Erkrankungen und Todesfälle, wie koronare Herzkrankheit, Schlaganfall, chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen und plötzlichen Kindstod“, heißt es weiter.
Die Union lehnt das von Lauterbach geplante Rauchverbot im Auto gleichwohl ab. Fraktionsvize Ulrich Lange (CSU) sagte der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag): „Eine verstärkte Aufklärung kann an dieser Stelle helfen. Damit kommen wir weiter als mit neuen Verboten.“ Er appelliere „an die Vernunft von Autofahrern und ihre Rücksichtnahme gegenüber Mitfahrenden, vor allem mit Blick auf das Kindeswohl“.
Das Deutsche Kinderhilfswerk erklärte in Berlin, Kinder und Jugendliche seien von Passivrauchen besonders betroffen, da sie eine höhere Atemfrequenz als Erwachsene aufwiesen und sich die Lungen bis zum 20. Lebensjahr noch entwickelten. Rund eine Million Kinder und Jugendliche in Deutschland seien Schätzungen zufolge Tabakrauch im Auto ausgesetzt.
Als mögliche gesundheitliche Konsequenzen des Passivrauchens nannte das Kinderhilfswerk die Schädigung der sich entwickelnden Lunge, Atemwegsbeschwerden und Atemwegserkrankungen sowie eine beeinträchtigte Lungenfunktion. In der Schwangerschaft führten Rauchen und Passivrauchen häufiger zu Komplikationen wie Fehl-, Früh- und Totgeburten und seien ein Risikofaktor für plötzlichen Kindstod bei Säuglingen.