Kolumbien: ELN-Guerilla will alle Angriffe einstellen

Kolumbien: ELN-Guerilla will alle Angriffe einstellen

Berlin, Bogotá (epd). Die kolumbianische ELN-Guerilla hat einen Stopp aller Angriffe auf Polizei und Streitkräfte angekündigt. Laut einer Anweisung des Kommandos der ELN sollen alle Offensivaktionen in der Nacht auf Donnerstag eingestellt werden, wie die Zeitung „El Tiempo“ am Mittwoch (Ortszeit) berichtete. Verteidigungs- und Sicherheitsvorkehrungen sollten aber aufrechterhalten werden, um auf Angriffe reagieren zu können. Hintergrund der Anweisung sind Vereinbarungen, die bei Friedensverhandlungen getroffen wurden.

Die kolumbianische Regierung und die ELN hatten sich im Juni bei Gesprächen auf Kuba auf eine Waffenruhe ab dem 3. August geeinigt. Elf Tage später sollen Verhandlungen über einen Friedensvertrag in Venezuela aufgenommen werden. Als Vorbereitung auf die Feuerpause sollen ab dem 6. Juli alle Angriffe eingestellt und ab August für 180 Tage auf jegliche Form von Gewalt verzichtet werden.

Die ELN verfügt Schätzungen zufolge über etwa 3.000 Kämpfer. Vorangegangene Friedensgespräche waren immer wieder gescheitert. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro, der selbst einst Mitglied der früheren Stadtguerilla M-19 war, hat bei Amtsantritt vor rund einem Jahr versprochen, Verhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen des Landes aufzunehmen, um Frieden zu erreichen. Die Vereinbarung mit der ELN ist der bislang wichtigste Erfolg von Petro auf diesem Weg.

Bei den schon mehr als 50 Jahre andauernden Kämpfen zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden insgesamt mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen Menschen wurden vertrieben. Rund 80.000 Personen gelten noch als vermisst.

Petros Vorvorgänger Juan Manuel Santos schloss 2016 ein historisches Abkommen mit der damals größten Guerilla, der Farc, für das er den Friedensnobelpreis erhielt. Doch die Sicherheitslage ist nach wie vor angespannt. Kriminelle Banden, paramilitärische Gruppierungen und Rebellen kämpfen in vielen Gebieten um die Vorherrschaft im Drogenhandel.