Weimar, Dessau-Roßlau (epd). Die Evangelische Landeskirche Anhalts erwartet vom neuen Bürgermeister von Raguhn-Jeßnitz, dass die Auseinandersetzung mit der regionalen NS-Vergangenheit fortgesetzt wird. Der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig sagte der in Weimar erscheinenden Kirchenzeitung „Glaube+Heimat“ (Ausgabe 9. Juli), er erwarte, dass der AfD-Politiker Hannes Loth das entsprechende Projekt weiterhin unterstützt. Am vergangenen Sonntag hatte Loth in der 9.000-Einwohner-Kommune im Landkreis Bitterfeld die Wahl für das hauptamtliche Bürgermeisteramt gewonnen.
In dem Gemeinschaftsprojekt von Kirchengemeinde und Kommune lernen Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Raguhn-Jeßnitz nach Angaben von Liebig die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Jeßnitz kennen. Unter anderem pflegen sie dabei den jüdischen Friedhof.
Liebig sagte weiter, es sei „mehr als beunruhigend“, dass eine Mehrheit der Menschen einen Kandidaten der rechtsextremen AfD gewählt habe. Damit hätten sie auf eine Partei gesetzt, „die spaltet und mit scheinbar einfachen Lösungen und Parolen für komplexe Probleme wirbt“.
Aus Sicht der Kirche werde Loth seine Politik am christlichen Menschenbild messen lassen müssen, sagte der Kirchenpräsident. Er müsse allen Menschen in der Stadt ein verlässlicher und kompetenter Bürgermeister sein, der integriert und nicht spaltet. Liebig ergänzte: „Es fällt mir ehrlicherweise schwer, das Wahlergebnis zu erklären, weil alle Begründungen, die man derzeit liest - von Protestwahl bis Verunsicherung - aus meiner Sicht zu kurz greifen.“