Bertelsmann Stiftung: Kindergrundsicherung ist "gute Investition"

Bertelsmann Stiftung: Kindergrundsicherung ist "gute Investition"

Gütersloh (epd). Die Einführung einer „armutsfesten“ Kindergrundsicherung ist nach Ansicht der Bertelsmann Stiftung volkswirtschaftlich „eine gute Investition“. Sie eröffne Chancen für Kinder und Jugendliche sowie künftige Generationen und würde sich langfristig rechnen, erklärte die Stiftung am Dienstag in Gütersloh. Die Kindergrundsicherung solle daher auch in einer angespannten Haushaltslage politische Priorität haben, hieß es mit Blick auf die Debatten um das Reformvorhaben in der Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP.

Nehme man das Geld nicht in die Hand, bedeute dies, weiter dabei zuzuschauen, „wie mehr als ein Fünftel der jungen Generation seiner Lebenschancen beraubt wird“, warnte die Bertelsmann Stiftung. So waren dem Statistischen Bundesamt zufolge 2022 rund drei Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armutsgefährdet. Das entspricht einer Quote von 21,6 Prozent , 0,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Als armutsgefährdet gelten Personen, die in Haushalten leben, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte beträgt.

Die Stiftung forderte zudem, mit der Einführung einer Kindergrundsicherung müsse „ein echter Systemwechsel“ eingeleitet werden. Sie müsse die tatsächlichen Bedarfe von Kindern und Jugendlichen abdecken und die jungen Menschen seien bei deren Ermittlung dieser Bedarfe zu beteiligen. Eine solche „Neubestimmung der kindlichen Existenzsicherung“ solle sich an der „gesellschaftlichen Mitte“ orientieren, erklärte die Stiftung.

Außerdem warb die Bertelsmann Stiftung dafür, die Kindergrundsicherung mit steigendem Einkommen der Eltern abzuschmelzen. Sie solle einfach und digital zu beantragen sein - dazu sollten auch Beratungs- und Unterstützungsangebote vor Ort gestärkt und finanziell gut ausgestattet werden. Eine alleinige Erhöhung oder „die reine Bündelung und Vereinfachung“ bisheriger Leistungen reichten nicht aus, um Kinder- und Jugendarmut zu vermeiden, erklärte die Stiftung.

Im Vergleich der Bundesländer liegt die Quote der Armutsgefährdung von Kindern und Jugendlichen in Bremen mit 40,5 Prozent am höchsten - weit vor Nordrhein-Westfalen mit 27 Prozent. Über 26 Prozent verzeichnen Hamburg, das Saarland sowie Sachsen-Anhalt. Die niedrigsten Werte melden den statistischen Ämtern zufolge Bayern mit 14,3 und Baden-Württemberg mit 16,6 Prozent.

Die neue Kindergrundsicherung soll nach den Plänen der Bundesregierung ab 2025 ausgezahlt werden und bisherige Familienleistungen wie Kindergeld, Kinderzuschlag und Unterstützungen für Bildung und Teilhabe bündeln. Zugleich sollen Zugangshürden für Familien abgebaut werden. Umstritten ist in der Ampel-Koalition, ob mit der neuen Leistung für Kinder auch eine Erhöhung der Leistungen einhergehen soll.