Köln (epd). Bei ihren Durchsuchungen im Erzbistum Köln hat die Staatsanwaltschaft auch das Handy und den Laptop von Kardinal Rainer Maria Woelki beschlagnahmt. Die Geräte seien dem Erzbischof mittlerweile aber wieder zurückgegeben worden, nachdem der Inhalt „gespiegelt“ und sichergestellt wurde, sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zuerst hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Freitag) über die Beschlagnahmung des Handys berichtet.
Willuhn wollte sich auf epd-Anfrage nicht zu Einzelheiten der weiteren Ermittlungen äußern. Laut Zeitungsbericht interessierten sich die Ermittler besonders für die Korrespondenzen und E-Mail-Verzeichnisse von Woelki selbst, von seinem Generalvikar Guido Assmann sowie dessen Vorgängern. Die von den Ermittlern beschlagnahmten Daten würden auch die Rekonstruktion von möglicherweise gelöschten Schriftwechseln zulassen, hieß es.
Die Razzia war am Dienstag, betroffen waren Objekte in Köln, Kassel und Lohfelden. Die Anklagebehörde führt gegen Woelki ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Meineids. Es geht um Aussagen des Erzbischofs vor dem Landgericht Köln im März, in denen er sich zu seinem Kenntnisstand über Missbrauchsvorwürfe gegen einen von ihm 2017 beförderten Priester äußerte. Woelki bestreitet, vor Gericht unter Eid falsche Angaben gemacht zu haben.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte auf epd-Anfrage, es sei derzeit noch nicht absehbar, bis wann es zu einer Entscheidung komme und ob Anklage gegen den Kardinal erhoben werde. Mit einer Entscheidung sei frühestens im Herbst zu rechnen. Im Fall einer Verurteilung wegen vorsätzlichen Meineides würde dem Kölner Erzbischof eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr drohen.