Neuss (epd). Die deutlich gestiegene Inflation hat laut Creditreform im bisherigen Jahresverlauf nicht zu mehr Verbraucherinsolvenzen geführt. So stellten in den ersten sechs Monaten 33.200 Haushalte einen Antrag auf Zahlungsunfähigkeit, wie die Wirtschaftsauskunftei am Donnerstag in Neuss nach einer Schätzung mitteilte. Das seien 150 Fälle oder 0,4 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2022 gewesen.
Auch der Arbeitsmarkt habe sich trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage bislang robust gezeigt. Einen Grund zur Entwarnung sieht die Creditreform in dieser Entwicklung aber nicht. Energiekrise und Teuerung hätten nur noch nicht zu spürbaren Auswirkungen auf die Zahl der Verbraucherinsolvenzen geführt, weil diese erst mit Verzögerung auf eine Verschlechterung der Wirtschaftslage reagierten, erklärte sie.
Im längerfristigen Vergleich bewegten sich die Verbraucherinsolvenzen im ersten Halbjahr 2023 derzeit auf dem Niveau von 2019. Ursache ist laut Creditreform das Auslaufen eines Sondereffekts, der die Zahlen in der ersten Jahreshälfte 2022 um 21,9 Prozent schrumpfen ließ - Folge der 2020 eingeführten Novelle des Insolvenzrechts, die überschuldeten Privatpersonen eine schnellere Restschuldbefreiung ermöglicht. Weil viele Betroffene mit ihrem Insolvenzantrag auf diese Rechtsänderung gewartet hätten, sei ein Rückstau entstanden, der sich 2021 aufgelöst habe. Nach dem folgenden Anstieg der Fallzahlen in jenem Jahr hätten sie im Jahr 2022 entsprechend abgenommen.