Gerichtshof fordert sofortige Freilassung von Bischof in Nicaragua

Gerichtshof fordert sofortige Freilassung von Bischof in Nicaragua

Frankfurt a.M., San José (epd). Der Interamerikanische Menschenrechtsgerichtshof hat die Regierung Nicaraguas zur unverzüglichen Freilassung des inhaftierten Bischofs Rolando Álvarez aufgefordert. Álvarez befinde sich aufgrund seiner Haft in einer sehr schwierigen Lage, erklärte das Gericht in der costa-ricanischen Hauptstadt San José am Mittwoch (Ortszeit). Die Regierung müsse unmittelbar Maßnahmen ergreifen, um irreparable Schäden für das Leben des Bischofs, dessen Gesundheit und persönliche Integrität abzuwenden. Sie habe bis zum 7. Juli 2023 Zeit, dieser Aufforderung nachzukommen.

Álvarez ist ein scharfer Kritiker des autoritären Präsidenten Daniel Ortega. Er wurde im August vergangenen Jahres in seinem Sitz in der Stadt Matagalpa verhaftet. Im Februar verurteilte ihn ein Gericht unter anderem wegen der Untergrabung der nationalen Integrität zu einer Haftstrafe von 26 Jahren. Er hatte sich zuvor geweigert, zusammen mit 222 weiteren politischen Gefangenen in die USA auszufliegen. Wie den Ausgewiesenen wurde ihm die nicaraguanische Staatsbürgerschaft aberkannt.

Das Regime Ortegas und dessen Ehefrau und Vizepräsidentin Rosario Murillo geht äußerst repressiv gegen seine Kritikerinnen und Kritiker vor. Davon sind auch zahlreiche Kirchenvertreter betroffen. Mehrere Pfarrer wurden bereits zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Andere mussten das Land verlassen, wie der Nuntius des Papstes, Waldemar Stanislaw Sommertag, und 18 Missionarinnen des Mutter-Teresa-Ordens. Im März verließ ein weiterer hochrangiger Vertreter des Vatikans Nicaragua. Die nicaraguanische Regierung erklärte damals, man erwäge eine Aussetzung der diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl.

Am vergangenen Freitag hatte die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) auf die „schwerwiegende politische und humanitäre Krise“ in dem mittelamerikanischen Land hingewiesen und die Freilassung aller politischen Gefangenen gefordert. Die OAS-Mitgliedsländer wurden dazu aufgerufen, gemeinsam dafür zu sorgen, dass in Nicaragua Demokratie und Menschenrechten wieder Geltung verschafft werde.