Köln (epd). Die Kölner Staatsanwaltschaft hat am Dienstag Räume des Erzbistums Köln durchsucht. Die Durchsuchungen und Beschlagnahmung schriftlicher Unterlagen und weiterer Kommunikationsvorgänge stünden im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen den Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Woelki wird vorgeworfen, unter Eid falsche Aussagen gemacht zu haben. Ermittelt werde wegen falscher Versicherungen an Eides statt und Meineids. Die Auswertung der sichergestellten Beweismittel werde „geraume Zeit“ in Anspruch nehmen. Zuerst hatte der WDR berichtet.
Polizeibeamte und Beschäftigte der Staatsanwaltschaft durchsuchten den Angaben zufolge am Dienstagmorgen ab acht Uhr Gebäude an sechs Orten, darunter vier in Köln, einer in Kassel und einer in Lohfelden in Hessen. Betroffen waren Räume des Generalvikariats, des Kirchengerichts, des Erzbischöflichen Hauses sowie Geschäftsräume des EDV-Dienstleisters, der den E-Mail-Verkehr im Erzbistum Köln verwaltet. Die Maßnahmen seien ohne Zwischenfälle verlaufen, hieß es.
Im Ermittlungsverfahren geht es um mutmaßliche Falschaussagen Woelkis über einen Missbrauchsfall aus dem Erzbistum. Woelki hatte in einer zivilrechtlichen Verfahren im März vor Gericht unter Eid ausgesagt, Details zu den Vorwürfen gegen einen beschuldigten Priester nicht gekannt zu haben. Zuvor hatte er 2021 im selben Fall eine eidesstattliche Erklärung abgegeben. In dem Prozess ging es um die Medienberichterstattung im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen gegen den Priester. Die Staatsanwaltschaft ermittelt infolge verschiedener Anzeigen, die gegen Woelki erstattet wurden.
Das Erzbistum Köln bestätigte die Durchsuchung. Durch Einblick in die Geschäftsunterlagen und E-Mails des Erzbistums solle festgestellt werden, ob der gegen den Erzbischof erhobene Vorwurf, ein Aussagedelikt begangen zu haben, belegt oder aber im Gegenteil widerlegt werden kann. Das Erzbistum appellierte an die Öffentlichkeit, bis zur Bekanntgabe des Ermittlungsergebnisses, keine Vorverurteilungen auszusprechen.
Ziel der Durchsuchungen war laut Staatsanwaltschaft die Sicherstellung schriftlicher Unterlagen und die Erhebung interner Kommunikation des Erzbistums zu den Vorgängen, die Woelki zur Last gelegt werden. Die Behörde erklärte, dem Beschuldigten werde in keiner Weise Vertuschung oder gar Beteiligung an Missbrauchstaten zur Last gelegt.