Hamburg (epd). Mit steigenden Temperaturen nimmt auch die Zahl der späten Frühgeburten zwischen der 34. bis 37. Schwangerschaftswoche zu. Hitzestress von 30 Grad Celsius führt zu einer Erhöhung des späten Frühgeburtsrisikos um 20 Prozent, bei über 35 Grad steigt das Risiko um 45 Prozent, wie eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) belegt. Für die Studie wurden 42.000 Daten von Schwangeren, die in den vergangenen 20 Jahren im UKE entbunden haben, analysiert. Dabei wurden die errechneten sowie die tatsächlichen Geburtstermine mit Klimatabellen des Hamburger Wetterdienstes verglichen, wie das UKE am Freitag mitteilte. Die Studie wurde in der Zeitschrift eBioMedicine veröffentlicht.
„Auffällig war, dass die werdenden Mütter ein bis zwei heiße Tage offensichtlich überbrücken konnten. Folgte aber ein dritter, vierter, fünfter Tag ohne Abkühlung, setzten vermehrt vorzeitige Wehen ein“, erklärte Studienleiterin Petra Arck. Dies passierte den Angaben zufolge besonders dann, wenn eine hohe Luftfeuchtigkeit das gefühlte Wärmeempfinden noch erhöhte.
Aktuell sichtet das Forschungsteam die Klima-Prognosen der kommenden zehn Jahre. 2033 könnte aufgrund steigender Temperaturen annähernd jedes sechste Kind, rund 15 Prozent, zu früh geboren werden, wie es hieß. Das wären doppelt so viele wie heute. Arck: „Welche Folgen das für die Gesundheit der Neugeborenen hat, ist bislang noch nicht absehbar.“
Hitze beeinträchtige die Versorgung des Ungeborenen mit Sauerstoff und Nährstoffen und belaste auch die werdende Mutter extrem: Da der Bauch auf die Hauptvene drücke, komme am Herzen nicht mehr so viel Blut an, hieß es. Durch die Dauerhitze weiteten sich die Blutgefäße und verstärkten diesen Effekt. Eine solche hitzebedingte Gefäßerweiterung werde auch in der Gebärmutter beobachtet, was die Versorgung des heranwachsenden Babys mit Sauerstoff und Nährstoffen beeinträchtige.
Zudem erhöhe fehlender Schlaf in schwülen Nächten den Stress. Parallel sinken laut UKE die Schwangerschaftshormone, der Cortisolspiegel steigt und damit auch das Risiko einer Frühgeburt.