Tübingen (epd). Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer ist nach eigenen Worten überzeugt, dass wissenschaftliche Argumente zur Bewältigung der Klimakrise nicht ausreichen. „Wer nur recht haben will, wird nicht gewinnen“, sagte Neubauer am Donnerstagabend in Tübingen. Gewonnen werde nicht mit Wissen, sondern mit Macht, betonte sie. Diese Macht liege seit vielen Jahrzehnten bei der fossilen Industrie.
Neubauer forderte in ihrem Vortrag bei der Tübinger Mediendozentur eine „Dekarbonisierung der demokratischen Parteien“. Außer den Grünen sei keine Partei in ihrem Wesen von der Ökologie geprägt. Doch selbst die Grünen seien inzwischen zu Kompromissen bereit, etwa beim Streit um den Braunkohleabbau im rheinischen Lützerath.
Die Aktivistin vertrat die Ansicht, Klimaleugnung sei in Deutschland aus der Mode geraten. Dafür gebe es jetzt „Klimarelativierung“, laut der die Bewältigung der Krise noch Zeit habe. Öl-, Kohle- und Gaskonzerne lernten nichts dazu: „Sie betrügen uns und werden den letzten Cent an Profiten herausquetschen“. Deshalb brauche es ein Gegenangebot zu fossilen Verlockungen.
Der Bewegung „Fridays for Future“ sei es nun gelungen, nicht nur mit Informationen zu kommen, sondern auch mit einem neuen Lebensgefühl. Ökologie müsse mehr als das moralisch richtige Leben verkörpern, sie muss „das gute Leben werden“, sagte Neubauer. „Die fossile Party ist vorbei, jetzt kommen wir. Aber keine Sorge: Zu unserer Musik kann man auch tanzen“, schloss sie ihre Rede.
Die Tübinger Mediendozentur wird vom Institut für Medienwissenschaft der Universität und dem SWR veranstaltet. Frühere Redner waren unter anderen Claus Kleber, Maybrit Illner, Giovanni di Lorenzo, Alice Schwarzer, Frank Schirrmacher, Mathias Döpfner, Miriam Meckel, Sascha Lobo und Juli Zeh