Berlin (epd). Eine Studie im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums stützt die geplante Krankenhausreform. Bei der Behandlung von Krebs, Schlaganfällen sowie dem Einsetzen von Hüft- und Kniegelenken belegten Fallbeispiele die höhere Versorgungsqualität spezialisierter Kliniken, teilte das Ministerium am Donnerstag mit. Die Untersuchung stammt von der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung, die im Mai 2022 ihre Arbeit aufnahm.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht sich vom Urteil der Expertinnen und Experten in seinen Reformplänen für eine zentralisierte Kliniklandschaft bestätigt: „Nicht jedes Haus muss auch jede medizinische Behandlung anbieten. Komplizierte Eingriffe sollten ausschließlich in spezialisierten Kliniken und durch sehr gut qualifizierte Mediziner erfolgen“, erklärte der Minister. Das verbessere die Behandlungsqualität und auch die Überlebenschancen der Patientinnen und Patienten.
Untersucht wurde auf Grundlage von Daten der gesetzlichen Krankenkassen, wie sich etwa Spezialisierung und Erfahrung in der Krebsbehandlung und die Versorgung von Schlaganfällen auf die wahrscheinliche Lebensrettung auswirkt. „Die wissenschaftliche Potenzialanalyse hat gezeigt, dass im gegenwärtigen System Krebs- und Schlaganfall-Patientinnen und ?Patienten früher sterben als nötig, weil zu viele Krankenhäuser diese Behandlungen durchführen“, sagte Professor Tom Bschor, Leiter und Koordinator der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung.
Die Fachleute kamen zu dem Ergebnis, dass rechnerisch durch die optimale Krebstherapie jährlich 20.400 Lebensjahre gerettet werden könnten. Allein beim Brustkrebs könnten den Angaben nach pro Jahr 3.800 Lebensjahre gewonnen werden, wenn alle Frauen in zertifizierten Brustkrebszentren behandelt würden. Würden alle Patienten nach einem Schlaganfall in einem Krankenhaus mit sogenannter Stroke-Unit versorgt, könnten zusätzlich rund 5.000 Menschen ihren Schlaganfall im ersten Jahr überleben.